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Götterdämmerung in Bayern

■ Die Karriere des Nachkriegspolitikers Strauß endete am Wochenende mit Kreislaufkollaps und Lungenversagen / Zusammenbruch im Jagdrevier

Regensburg (ap/dpa/taz) - Die Ära Strauß ist am Wochenende im Jagdrevier des Fürsten von Thurn und Taxis zu Ende gegangen. Der CSU-Chef und Ministerpräsident Bayerns kämpfte gestern bis zum frühen Abend in einer Regensburger Klinik mit dem Tod. Letzte Erklärungen seiner zahlreichen Ärzte bei Redaktiosnschluß der taz ließen erkennen, daß sich der Zustand des Münchners zusehends verschlechterte: seine Lungen arbeiteten nicht mehr, Strauß wurde künstlich beatmet und war seit einer Operation in der Nacht bewußtlos.

Den offiziellen Auskünften zufolge war der Bayern-Chef am Samstagnachmittag in der Nähe einer Jagdhütte derer von Thurn und Taxis während eines Ausflugs bewußtlos zusammengebrochen. Vom Zustand des schwergewichtigen Politikers erfuhren seine Untertanen erst durch den Anruf eines Patienten des Regensburger Krankenhauses der Barmherzigen Brüder bei einem Privatradio, das prompt seine Sendungen unterbrach: Strauß war mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik in die Hauptstadt der Oberpfalz geschafft worden. Herbeiströmende Journalisten sahen sich vor dem Krankenhaus durch Polizeisperren abgehalten; bis zum Sonntagmorgen waren die Informationen über den kranken Politiker denn auch widersprüchlich. Hieß es anfangs, Strauß habe eine Herzattacke erlitten, wurde er noch in der Nacht zur Überprüfung des Bauchraums operiert. Erkenntnis als Ergebnis: kein Magen- und Darmdurchbruch. Nach dieser Operation verschlechterte sich der Zustand des Patienten offenbar zusehends.

Am Sonntag morgen war die Kantine des Krankenhauses schließlich zur Pressestelle umfunktioniert worden und ein erstes offizielles Bulletin der unterdessen fünf Ärzte stellte nun fest: Der Patient hatte keinen Infarkt, sondern einen Kreislaufkollaps - von der Operation war in der Folge weiter nicht mehr die Rede - und erschwerend hatte die Lungenfunktion ausgesetzt.

Beobachtende Laien urteilten: der Mann war zu dick. Unterdessen waren die Gerüchte in Bayern ins Kraut geschossen. Strauß, so hieß es unter anderem, sei bei der Jagd angeschossen worden, oder, er habe einen Hirsch erlegt, sei dabei über eine Wurzel gestolpert und habe sich schwer verletzt.

Von den Politikern, die sich umgehend per Telegramm an den sterbenden Strauß wandten, tat sich besonders Verteidigungsminister Scholz hervor: Er hoffe, schrieb er, daß Strauß so schnell wie möglich „wieder an der Verteidigungsfront“ stehen werde. Fortsetzung auf Seite 2

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Der erste unter den politischen Enkeln und Kurfürsten des Bayern-Chefs, der sich im Regensburger Krankenhaus einfand, war dagegen der Münchner Binnen-Staatssekretär Gauweiler. Drei Kabinettsmitglieder befanden sich neben Gauweiler am Morgen in Regensburg, die als die engsten Vertrauten von Strauß gelten: der stellvertretende Ministerpräsident und Finanzminister Max Streibl, Wirtschaftsminister Gerold Tandler, der Leiter der Staatskanzlei, Edmund Stoiber. Auch Strauß-Tochter Monika Hohlmeier und die beiden Söhne Max und Franz Georg waren am Krankenbett des CSU-Vorsitzenden. Max und Franz Georg Strauß waren während Auslandsaufenthalten vom Zusammenbruch ihres Vaters informiert worden und daraufhin nach Bayern zurückgekehrt.

Stellvertreter des bayerischen Ministerpräsidenten ist erst seit einigen Wochen Finanzminister Max Streibl. Strauß hatte ihn beim Ausscheiden des bayerischen Sozialministers und früheren Innenministers Karl Hillermeier berufen. Nachfolgespekulationen für den Fall, daß Franz Josef Strauß einmal aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen würde, hatten sich in letzter Zeit auf wenige Namen konzentriert. Danach könnten nach einem Ausscheiden von Strauß als Ministerpräsident und CSU -Vorsitzender diese beiden Ämter - wie in früheren Jahren wieder getrennt werden. So könnte der enge Vertraute von Strauß und langjährige Generalsekretär der CSU, Wirtschaftsminister Tandler, Ministerpräsident des Freistaats werden. Der Vorsitzende der Bonner CSU -Landesgruppe, Theo Waigel, war als möglicher Parteichef in der Diskussion. Bis in die siebziger Jahre waren die beiden Ämter geteilt gewesen: Strauß war seit 1961 Parteivorsitzender, Alfons Goppel Ministerpräsident von Bayern. Erst mit dem Ausscheiden Goppels übernahm Strauß im November 1987 auch das Amt des Regierungschefs in München.

Eine der letzten Amtshandlungen des ersten Bayern führte Strauß am Samstag auf das Oktoberfest in München. Im „Käfer“ -Zelt auf der Wiesn speiste er mit Scholz ins Gespräch vertieft. Gesprächsthema: Militärflugzeuge?

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