Rassismus-betr.: "Die rasenden Viehzüchter aus kenia", taz vom 27.9.88

betr.: „Die rasenden Viehzüchter aus Kenia“, taz vom 27.9.88, Seite 7

Zwar ist es sicher wieder einmal nicht so gemeint, aber es bleibt dennoch grober Rassismus, was sich da jemand über Sportler aus Kenia zusammengeschrieben hat. (Dieser Jemand ist der Kenianer Hezekiah Wepukhulu. d.Red.) Wir erfahren, aus diesem Land rolle „eine unaufhörlich wachsende 'Schwarze Welle‘ auf die Leichtathletik zu, in der die Hoffnungen der Sportler aus anderen Ländern immer häufiger zu ertrinken drohen“. In einem Stil, mit dem er auch bei der 'BZ‘ sein Brot verdienen könnte, nimmt der Schreiber den Olympiasieg eines kenianischen Mittelstreckenläufers zum Anlaß, uns Vorurteile und Lügen aufzutischen, wie sie angeblich nur zu vergangenen Kolonialzeiten umgingen. Da lesen wir in den „zivilisierten Ländern“ von einem „anarchischen Rezept“ zum Erringen von Goldmedaillen, das den Sportlern, einem Stamm von Viehzüchtern zugehörig, soviel Erfolg beschere: Der „typische Kalenjin“ nämlich ernähre sich und seine Kinder, „nicht selten zehn und mehr“, von „Milch, Ziegenfleisch und Blut“. Selbstverständlich darf in einem Hirngespinst wie diesem die „Lebensweise im Verbund von Großfamilien, die durchaus 50 Personen umfassen können“, nicht fehlen, und die Siegesprämien sind „Dollars, um die Herden zu vergrößern und der Großfamilie ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen“.

Schlimm genug, wie jemand in derart offener Weise rassistische und ethnozentrische Vorurteile zu Papier bringt; viel gravierender allerdings ist, daß ihr sie auch noch abdruckt und dies zu einem Zeitpunkt, wo Solidarität mit den Völkern der verschuldeten Entwicklungsländer auf mehreren Seiten täglich euer Anliegen ist. (...) Britta Symma, Berlin 19