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Polizei: Kein Tränengas!

■ Polizei bestreitet Reizgaseinsatz in der HfT-Mensa beim „Rock gegen Reiche“ / Einsatzprotokoll vermeldet Tränengas mit keinem Wort / Weitere Zeugen gesucht

„In geschlossenen Räumen ist auf keinen Fall Reizgas eingesetzt worden.“ Entschieden widersprach die Polizei gestern Darstellungen, beim Polizeieinsatz während der Krawalle in der Nacht vom Freitag auf Samstag in der Langemarckstraße sei auch in den Räumen der HfT-Mensa Reizgas eingesetzt worden. Lediglich außerhalb der Hochschulgebäude seien die Beamten mit Tränengas gegen Randalierer vorgegangen, die den Eingangsbereich zur Mensa versperrt hätten und die die Verfolgung mutmaßlicher Täter massiv behindert hätten.

Die taz hatte am Montag aufgrund der Berichte mehrerer Augenzeugen berichtet, eine Fete zum Abschluß der Bremer Anti-IWF-Aktionen unter dem Motto „Rock gegen Reiche“ sei von der Polizei unter anderem durch den

Einsatz von Tränengas beendet worden. Nach Aussagen von Gästen der Anti-IWF-Fete soll die Polizei Tränengaskörper auch in die Räume der Mensa geschossen haben. Nur der Geistesgegenwart einzelner Anwesender sei es zu verdanken gewesen, daß keine Panik ausgebrochen sei und die Reizgasgeschosse direkt wieder ins Freie befördert worden seien.

Unter den Anwesenden hatte das Verhalten der Polizei nicht nur deshalb Empörung ausgelöst, weil der polizeiliche Einsatz von Reizgas in geschlossenen Räumen prinzipiell ausgeschlossen ist. Vielen Besuchern wurde darüberhinaus der Grund des unvermittelten Feten-Endes erst klar, als sie sich durch Fenster und Notausgänge an die frische Luft gerettet hatten und auf der Langemarckstraße brennende Teerfässer und Bauhütten entdeckten.

Bremens Innensenator hat die Darstellung der Polizei inzwischen übernommen. Ein Sprecher des Senators: „Uns liegt zwar kein umfassendes Bild von den Ereignissen der Nacht vor. Der Einsatz von Tränengas innerhalb der HfT-Mensa kann aber definitiv ausgeschlossen werden.“ Es könne natürlich nicht ausgeschlossen werden, daß einzelne Schwaden auch in den Eingangsbereich der Hochschule gezogen seien.

Tatsächlich war die Luft in der Neustadt derart „tränenträchtig“ gewesen, daß selbst das gegenüberliegende, ca. 200 Meter entfernte Kulturzentrum Modernes“ zeitweilig seine Tore schließen mußte, um seine Besucher nicht zum Weinen zu bringen.

Der mehrseitige dienstinterne Polizeibericht über den Ablauf des Einsatzes beschreibt zwar

ausführlich die Verletzungen zweier Diensthunde und die Sachschäden an Baufahrzeugen in der Langemarckstraße, vermerkt mögliche Tränengaseinsätze jedoch mit keinem Wort. Erst auf Nachfrage beim zuständigen Einsatzleiter wurde von der Polizeipressestelle gestern nachmittag eingeräumt, daß überhaupt Tränengas angewendet wurde. Noch am Vormittag hatte ein Sprecher der Polizei mitgeteilt: „Da in dem Einsatzprotokoll über die Verwendung von Reizgas nichts zu finden ist, gehen wir davon aus, daß solches auch nicht eingesetzt wurde.“

K.S.

Gab es Tränengaskörper in der HFT-Mensa? Die taz sucht weitere Zeugen der Vorfälle während der Rock-gegen-Reiche -Fete am letzten Freitag. Sachdienlich Hinweise nimmt jede(r) taz-MitarbeiterIn unter Tel. 71095 entgegen.

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