: Botha will Südafrika salonfähig machen
Peter Vale, Experte für die internationalen Beziehungen Südafrikas, zur Politik der Öffnung ■ I N T E R V I E W
Johannesburg (taz) - Nach seinem Treffen mit dem Präsidenten von Zaire, Mobutu Sese Seko, hofft Südafrikas Präsident Pieter W. Botha nun auf einen regionalen Gipfel, bei dem er sich mit anderen schwarzafrikanischen Regierungschefs treffen könnte.
Südafrika hat durch seine Beteiligung an den von den USA vermittelten Verhandlungen über die Unabhängigkeit Namibias und den Rückzug der kubanischen Truppen aus Angola diplomatisch einiges in Bewegung gesetzt. Über die Bedeutung dieser Entwicklungen sprach die taz mit Peter Vale. Er ist Direktor des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsbeziehungen in Grahamstown.
taz: Gibt es eine neue Öffnung der südafrikanischen Politik?
Peter Vale: In gewisser Weise hat es das alles schon mal gegeben. Bothas Vorgänger, John Vorster, hat Mitte der siebziger Jahre eine „Detente„-Politik in Afrika verfolgt. Und dann gab es die Unterzeichnung des Nichtangriffspaktes von Nkomati mit Mosambik. Aber andererseits gibt es jetzt etwas Neues. Das ist die Frage der Freilassung Mandelas (die mit Mobutu besprochen wurde - d. Red.). Botha erkennt jetzt an, daß es keine Verständigung mit afrikanischen Ländern geben kann, ohne daß er innenpolitisch etwas bietet. Das ändert den Prozeß qualitativ. Denn bisher hat er immer betont, daß es keine Verhandlungen über innenpolitische Angelegenheiten geben wird. Aber letztendlich geht es hier um die Glaubwürdigkeit. Und egal was Herr Botha denkt - die südafrikanische Regierung hat keine internationale Glaubwürdigkeit.
Aber es hat Gespräche gegeben. Mobutu, der Präsident von Zaire, hat Botha immerhin Botha empfangen.
Mobutu macht sich Sorgen wegen der Kubaner. Zaire ist zweimal von Angola aus angegriffen worden. Deshalb drängt er darauf, daß die Kubaner Afrika verlassen. Das hat er mit den Amerikanern und Südafrikanern gemein. Sie wollen den Druck auf Angola auf jeden Fall aufrechterhalten, indem sie Savimbi und die UNITA-Rebellen weiter am Leben halten. Vor allem die Amerikaner machen sich Sorgen, daß ein Wechsel in der Administration in Washington die Möglichkeiten, Druck auf Angola auszuüben, reduzieren könnte - egal ob der nächste Präsident Bush oder Dukakis heißt.
Haben die Verhandlungen über Angola und Namibia also den Anstoß für diese Gespräche mit Mobutu gegeben?
Zweifellos. Nicht einmal der blutrünstige und reiche Mobutu Sese Seko liebt die Südafrikaner. Botha versucht andererseits, der UNO eine Rolle bei der Lösung in Namibia zu verwehren. Er will eine Lösung, bei der die Staaten des südlichen Afrikas eine Rolle spielen, die diese Staaten einander näher bringt. Aber es gibt natürlich keine Lösung in Namibia ohne die UNO.
Botha hat auch davon gespochen, daß die jüngsten Initiativen die Sanktionskampagne entschärfen könnten.
Ja, er will Sanktionen abwehren. Er will auch Südafrika wieder in die Welt integrieren und glaubt, dies gehe nur auf dem Weg über Afrika. Aber beide diese Faktoren liegen außerhalb des Einflußbereichs der südafrikanischen Regierung. Sanktionen und Südafrikas internationales Ansehen können nicht von einer Regierung beeinflußt werden, die keine internationale Legitimität hat. Das läßt sich nur mit einer Übergabe der Macht erreichen.
Es wird von der Möglichkeit einer Begegnung zwischen Sambias Präsidenten Kenneth Kaunda und Botha gesprochen. Halten Sie das für möglich?
Kaunda hat eine nicht zu erschöpfende Geduld in seinen Bemühungen, Frieden im südlichen Afrika zu schaffen. Er wird bereit sein, Botha zu treffen. Aber Kaundas Spielraum wird vom ANC eingeschränkt (der sein Hauptquartier in Samiba und das Treffen Botha-Mobutu verurteilt hat - d.Red.). Das könnte ausschlaggebend sein.
Interview: Hans Brandt
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