Stramme Jungs im Jugendhaus

In zwei Darmstädter Jugendhäusern sollen Bundeswehr-Praktikanten eingesetzt werden  ■  Von Michael Blum

Darmstadt (taz) - Der Einmarsch zweier Praktikanten der „Fachhochschule des Heeres für Erzieher“ in Darmstadt hat zwei Jugendhäuser leergefegt. Trotz siebenjährigem erfolgreichen Widerstands gegen die Praktika von Bundeswehrschülern hat das Stadtparlament mit den Stimmen von SPD, FDP und CDU die Jugendhäuser aufgefordert, die Praktikanten aufzunehmen. Die im Arbeitskreis Darmstädter Jugendhäuser - zu ihm gehören MitarbeiterInnen sozialer Einrichtungen, Eltern und Jugendliche - organisierten städtischen ErzieherInnen bekamen nach eigenen Angaben einen Maulkorb: Sie durften sich nicht mehr und falls doch, nur als Privatleute gegen die Stationierungsmaßnahme aussprechen. Am 3.Oktober mußten denn auch die beiden Bundeswehrschüler einrücken, seither sind die Jugendhäuser „Go-In“ und „Oetinger Villa“ verwaist: Während drinnen die städtischen ErzieherInnen gemeinsam mit den Praktikanten ihre Zeit absitzen müssen, läuft der normale Jugendzentrumsbetrieb in eigens aufgeschlagenen Zelten vor den Einrichtungen. Das Programm wird von freien Trägern organisiert. Ein städtischer Erzieher, der aufgrund seines „städtischen Maulkorbs“ nicht genannt werden möchte, konnte bereits einen gehörigen Frust bei den Heeresfachschülern erkennen: Sie hätten eingesehen, daß es nichts bringt, in leeren Jugendhäusern rumzusitzen und möchten eigentlich von ihren Praktika entbunden werden.