piwik no script img

SPD: Die Enkel setzen auf die FDP

Wenn am Wochenende die Delegierten der FDP zusammenkommen, um ihre neue Führungsspitze zu wählen, dann können sie sich der aufmerksamen Beobachtung durch die Spitzensozis gewiß sein. Während an der Parteibasis jedwede Koalitionsdebatte derzeit verstummt ist, knüpfen die Strategen in den oberen Etagen der Partei an den Wahlausgang die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der sozialliberalen Koalition. Am eifrigsten schmiedet Oskar Lafontaine dieses Eisen.

Der Saarländer hofft, daß Irmgard Adam-Schwaetzer das Rennen macht. Ihr traut Lafontaine noch am ehesten den erneuten Wechsel zu. Das sieht ein Teil der sozialliberalen Fans in der SPD-Führung allerdings ganz anders. Die Frau sei „viel zu schwach, um so etwas durchzuziehen“, heißt es. Allein Otto Lambsdorff sei „dynamisch genug“, um den Wechsel zu vollziehen. Die Methode der „paradoxen Intervention“ habe nicht zuletzt Börner in Hessen vorgeführt. Gegen Adam -Schwaetzer spricht für die sozialdemokratischen Anhänger der „paradoxen Intervention“ aber nicht nur deren mangelndes Durchsetzungsvermögen, sondern das ureigene Soziinteresse nach Stimmenmaximierung. Die ehemalige Apothekerin könne möglicherweise wieder die sozialliberalen Wähler an die FDP binden, und das gehe voll zu Lasten der SPD, während Lambsdorff bei der CDU „wildere“. Während der erste Enkel, Lafontaine, die Öffnung zur FDP auch öffentlich betreibt, favorisieren die Traditionalisten in der SPD - noch im stillen - eine Kooperation mit der CDU.

Vor allem in Nordrhein-Westfalen findet diese Option zahlreiche Unterstützer, die den „totalen Krach“ mit den Gewerkschaf- ten befürchten, sollte es zu einer sozialliberalen Neuauflage kommen.

SPD-MdB Michael Müller, ehemals Sprecher der „parlamentarischen Linken“ in Bonn, hält von den ganzen Überlegungen derzeit nichts. Die SPD müsse sich zum gegebenen Zeitpunkt den Partner suchen, mit dem ein Höchstmaß an sozialdemokratischer Politik durchzusetzen sei. Manfred Dammeyer, linker SPD-Landtagsabgeordneter in Düsseldorf und wichtiger Vertreter im linken „Frankfurter Kreis“, hält die Personalentscheidung bei der FDP für unbedeutend. „Der Wechsel“, so Dammeyer zur taz, „ist für die FDP überhaupt nicht von der Person ihres Vorsitzenden abhängig, sondern ausschließlich eine Frage des objektiven gesellschaftlichen Interesses ihrer Klientel.

Wenn die Unternehmer, die Banken und Versicherungen einen Wechsel als sinnvoll erachten, wird jede(r) FDP -Vorsitzende(r) diesem Ansinnen entsprechen.“

Walter Jakobs

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen