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Chile als „Hort der Freiheit“

■ Der Zustand der chilenischen Oppositon bereitet Leitartiklern Sorgen

Berlin (dpa/ap/afp/taz) - Die westliche Presse hat das „No“ der Chilenen zu Pinochet übereinstimmend positiv kommentiert. Viele Blätter problematisierten aber den weiteren Verlauf der innenpolitischen Entwicklung in dem südamerikanischen Staat. So schreibt Frankreichs linksliberale 'Liberation‘: „Die siegreiche Hälfte (des chilenischen Volkes, red.) ist auch die am stärksten von ihren Spaltungen und ihrer Unerfahrenheit destabilisierte.“ Auch die unabhängige 'Le Monde‘ macht sich Sorgen um die Zukunft der Opposition: „Werden nicht wieder die alten Differenzen die Oberhand gewinnen? Die Chilenen erwarten jetzt etwas anderes als die Rückkehr zu internen Kämpfen ...“ Der konservative 'Figaro‘ kann sich nicht verkneifen anzumerken, daß sich „bisher noch keine linke Diktatur in einen Hort der Freiheit verwandelt hat“ und warnt „vor einer noch schlimmeren Plage als der Diktatur“, dem „Bürgerkrieg“.

Oberlehrerhaft bemerkt die rechte österreichische Tageszeitung 'Presse‘, daß die Chilenen „bravourös ihren ersten demokratischen Test bestanden“ hätten. Die israelische Zeitung 'Haaretz‘ notiert, „daß die wirtschafliche Genesung, an die Pinochet so viele Hoffnungen knüpfte, genau das Gegenteil gebracht hat“ und schlußfolgert, daß „die Verbesserung der Lebensbedingungen eines unterdrückten Volkes vor allem für die Unterdrücker gefährlich“ sei.

Die 'Washington Post‘ vermerkt, daß sich „den Wandel in erster Linie jedes Land selbst gutschreiben“ könne und behauptet im Fall Chiles aber hätten die Vereinigten Staaten dazu beigetragen. Die 'Frankfurter Neue Presse‘ setzt sich mit der Stimmung in Chile auseinander. „Allende ist nie die Idealfigur gewesen, zu der ihn Westeuropas linke Schickeria hochstilisierte. Chile wird nach 15 Jahren nicht da wieder anfangen können, wo es 1973 durch Mord und Totschlag aufzuhören gezwungen war.“

ccm

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