: Krach in Hannover
■ Neuer Polizeiskandal in Niedersachsen / FDP sieht die Koalition bedroht / Hirsch: „Polizei außer Rand und Band“
Hannover (ap) - Die FDP in Niedersachsen sieht die CDU-FDP -Koalition im Hannover „mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit“ bedroht, wenn es nicht unverzüglich gelingen sollte, den neuen niedersächsischen Polizeiskandal aufzuklären. In einem vorab veröffentlichten Interview der Hannoveraner 'Neuen Presse‘ (Ausgabe Samstag) sagte der rechtspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Rudolf Fischer, Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) müsse jetzt „hart durchgreifen“.
Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuß zur Aufklärung des sogenannten „Celler Lochs“ war am Donnerstag bekannt geworden, daß als V-Leute angeheuerte Kriminelle unter Vermittlung des Privatdetektivs Werner Mauss und im Zusammenspiel mit der niedersächsischen Polizei Anschläge im In- und Ausland (wie auf IWF-Tietmeyer in München? d.S.) inszenieren sollten.
Nach Aussagen des Kriminalhauptkommissars a.D. Rainer Hoffmann vor dem Ausschuß hat die niedersächsische Kripo in Zusammenarbeit mit Mauss 1981 auf der griechischen Insel Rhodos zwei Männer zum Brandanschlag auf eine Luxusjacht angestiftet. Fischer sagte, daß „die CDU-FDP-Koalition in Niedersachsen mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit mit der radikalen Aufklärung dieser Skandale steht und fällt. Und dafür bleibt nicht mehr viel Zeit“.
Der Politiker kündigte an, daß sich die Koalitionsspitzen in Hannover in zwei Wochen treffen würden. Dann müßten sie sich mit der Angelegenheit befassen. Für die Vorfälle trage der ehemalige CDU-Innenminister Egbert Möcklinghoff die politische Verantwortung.
Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Burkhard Hirsch, sagte: „In Niedersachsen ist die Polizei offenbar außer Rand und Band.“ Es werde „auf erschreckende Weise deutlich, daß dort die Polizei nicht politisch geführt wird“. Dadurch werde das Bild der gesamten Polizei „tief verdunkelt“.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen