Aufhaltsamer Aufstieg

■ Brückners Kampf um Gehaltsaufbesserung für Galla

Bremens früherer Gesundheitssenator Herbert Brückner war ein treusorgender Vorgesetzter. Zwei Jahre lang kämpfte der heutige SPD-Parteivorsitzende mit bemerkenswerter Verbissenheit um 36 Mark - nicht für sich, sondern für Aribert Galla. Einer der Widersacher, mit denen sich Brückner auseinanderzusetzen hatte, saß gestern auf der Zeugenbank im Untersuchungsausschuß „St.-Jürgen-Straße“, Bremens ehemals oberster Personalchef Kurt Niedergesäß.

Die erste Post in Sachen „Galla-Gehalt“ bekam Kurt Niedergesäß am 22. Januar 1976. Brückner möchte einen „Sondertarifvertrag“ mit dem frischgebackenen Klinikdirektor abgeschlossen wissen. Der Deputationsbeschluß, Galla zum neuen Klinikdirektor zu ernennen, war zu diesem Zeitpunkt gerade eine Woche alt. Niedergsäß lehnte „besoldungsrechtliche Extrawürste“ ab, schon um einen „gefährlichen Präzedenzfall“ zu vermeiden. Aber mit der einmaligen Abfuhr gab Brückner sich noch längst nicht geschlagen: Wenn kein Sondervertrag mit Galla abgeschlossen werde, müsse man ihn eben „verbeamten“ und nach A 16 bezahlen. Niedergesäß konterte erneut: Eine Ernennung des Klinikdirektors zum „Leitenden Regierungsdirektor“ scheitere schon an laufbahnrechtlichen Hindernissen, schrieb er Brückner zurück.

Für 36 Mark plus auf Gallas Verdienstbscheinigung bemühte Brückner in der Folgezeit den Vorsitzenden der Gesundheitsdeputation, Fritz Tepperwien, den Senatskollegen aus dem Innenressort, Helmut Fröhlich, und den Vorsitzenden des Haushaltausschusses, Henning Scherf. Am 11. Februar 1978 ist es endlich soweit: Aribert Galla wird zum Leitenden Regierungsdirektor ernannt.

Ob die Fürsorge des Senators für seinen Klinikchef nicht etwas übetrieben gewesen sei, wollte der Ausschuß gestern von Niedergesäß wissen: „Nein, bei Mitarbeitern senatorischer Dienststellen war das durchaus üblich. Da wurden häufig alle Hunde von der Leine gelassen.“

K.S.