Alles wegen Strauß

■ Dreizehn Festnahmen im Freistaat Bayern wegen „Verunglimpfung des Andenkens an einen Verstorbenen“

München (taz) - Wegen Verunglimpfung des Andenkens an einen Verstorbenen sind in Würzburg vorübergehend elf Männer und Frauen festgenommen worden. Sie hatten am Würzburger Rathaus ein Transparent entrollt. Die Aufschrift wollte die Pressestelle der Polizei aus Pietätsgründen zunächst nicht bekanntgeben. „Alle schauen ins Leichenhaus, nur Franz Josef schaut heraus“, hatten die Franken aufgepinselt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits ein Verfahren gegen sie eingeleitet.

Ebenfalls vorübergehend festgenommen wurden am Wochenende zwei Mitglieder des „Anti-Strauß-Komitees“. Ihr Vergehen: Sie hatten Plakate mit einem kritischen „Nachruf“ zum Ableben des Landesvaters geklebt. In ihrem „Nachruf“ wiesen sie daraufhin, daß auch nach seinem Tod Rüstungspolitik, rigorose Ausländer- und Aidspolitik in Bayern weitergeführt werden, auch wenn das „Rechtskartell“ nun „kopflos“ sei. Vierzig Plakate wurden von der Polizei sichergestellt, gegen die zwei Festgenommenen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Einige Plakate zieren trotzdem weiterhin das Stadtbild.

Geschick zeigte die grüne Fraktion im Münchner Rathaus. Zwei Stunden spielte sie am Tag des Strauß-Traueraktes in München am vergangenen Freitag mit der Polizei „Katz und Maus“. Ihr Transparent zur Begrüßung des aus Südafrika angereisten Trauergast, Rassistenchef Botha, konnte die Polizei zunächst nicht vom Gerüst holen. Als es den Beamten dann doch gelang, hatten die Grünen ein zweites in Reserve. „Hau ab Botha“, konnten die Trauergäste dann nach Verlassen der Kirche am Rathaus lesen.

lui