Erfolgreicher Boykott

■ Zumindest sportlich bleibt Südafrika isoliert

Es hat schon etwas Groteskes an sich. Da jubilieren Sportverwalter; das Fernsehen plant Übertragungen; südafrikanische Sportler bereiten sich wochenlang auf das Ereignis vor – weil ein gutes Dutzend drittrangiger US –Athleten, etwa die Hälfte Schwarze, sich hat bestechen lassen. Damit wird der Sportboykott durchbrochen. Die Athleten sollten bestraft werden. Aber das bedeutet keineswegs das Ende des Boykotts.

Südafrika kauft schon lange mit Riesensummen internationale Sportler ein. Cricketstars aus der Karibik, England und Australien, Rugbymannschaften aus Chile, Italien oder Neuseeland, Tennisspieler oder Golfer aus den USA. Sponsoren bringen die Millionenbeträge leicht auf. Immerhin gewährt der Staat 90-prozentige Steuerermäßigungen. Die Sportler müssen zu Hause mit dem Ausschluß aus ihren Verbänden rechnen. Ihre Karrieren sind schwer angeschlagen, wenn nicht zerstört. Trotz aller Euphorie in Johannesburg bleibt das sportbessessene Südafrika isoliert. Der Boykott funktioniert.

Auch innerhalb Südafrikas zeigt der Boykott Wirkung. Letzte Woche rief Danie Craven, graue Eminenz der südafrikanischen Rugbyverwalter, zur Abschaffung der Apartheid auf. Rugby ist der Nationalsport der Buren, so konservativ, daß sich vor dem wichtigsten Spiel des Jahres das gesamte Publikum zum Singen der Nationalhymne erhebt. Unerhört, daß sich einer der ausschließlich weißen Spieler aus politischem Protest weigert mitzusingen. Unglaublich, daß Craven bereit ist, mit dem ANC über Sport zu sprechen. Wenn der Sportboykott unter den Weißen derartige Aufruhr verursachen kann, hat er ein wichtiges politisches Ziel erreicht.

Hans Brandt, Johannesburg