Bayerisches Roulette nach Strauß

München (taz) - Die Trauerwoche um Franz Josef Strauß ist zu Ende. Der Leichnam liegt vorerst in Rott am Inn in der Familiengruft. Bereits am vergangenen Sonntag war damit der Ring frei für die Diadochenkämpfe. Die Neubildung des Kabinetts scheint jedoch schon fast ausgehandelt. Kronprinz Gerold Tandler (52) wurde bereits hinter verschlossenen Türen zum Finanzminister gekürt. Das verwaiste Wirtschaftsministerium soll nach ihm dann angeblich der Oberpfälzer August Lang übernehmen. Allerdings: Der 59jährige ist bei den Wirtschaftsbossen nicht besonders angesehen. Des verstorbenen Landesvaters zweiter Kronprinz, Strauß-Adlatus Edmund Stoiber (47), soll nach Lang das Innenministerium übernehmen. Sicher nicht zur Freude des Innenstaatssekretärs Peter Gauweiler, dessen Stern rapide sinkt. Endgültig entschieden wird darüber doch erst Anfang nächster Woche. Heute trifft sich die CSU-Landtagsfraktion zu ihrer ersten Sitzung nach Strauß. Daß der joviale Oberbayer und im Moment stellvertretende Ministerpräsident Max Streibl (56) neuer Ministerpräsident wird, daran zweifelt aber kaum noch jemand.

Gerangel wird es auf jeden Fall um den Parteivorsitz geben. Der Bonner Landesgruppenchef Theo Waigel tritt aller Voraussicht nach gegen den Altöttinger Postwirt Tandler an. Tandler hat sich erst vor wenigen Tagen als Anwärter ins Gespräch gebracht. Manche Parteispezln räumen dem Sudetendeutschen Chancen ein, da der langjährige CSU -Generalsekretär im Gegensatz zu dem Schwaben Waigel „für die Stammtischbrüder“ was hergibt. Die endgültige Entscheidung, wer das Rennen macht, treffen die rund 1.000 Delegierten beim Parteitag am 19.November.

lui