: Deutsch für Deutsche
■ Wohlfahrtsverbände klagen: Zu wenig Wohnungen und Sprachkurse für Spätaussiedler / Arbeiterwohlfahrt will Patenschaften übernehmen
Für die 2.400 AussiedlerInnen, die das Land Bremen in diesem Jahr erwartet, fehlen etwa 600 Wohnungen. Dies wird sich vorerst auch nicht ändern: Auf dem Bremer Wohnungsmarkt sind ohnehin kaum Wohnungen zu erhalten, AussiedlerInnen haben es bei der Wohnungssuche doppelt schwer. AussiedlerInnen, die mit ihren wenigen Habseligkeiten in Bremen eintreffen, müssen längere Zeit im Übergangswohnheim in Bremen-Lesum bleiben. Entsprechend mußte sich das Wohnheim seit fast einem Jahr vergrößern. Es verfügt derzeit über fünf Außenstellen in Bremen und einer weiteren in Bremerhaven.
Bis jetzt sind in Bremen in die
sem Jahr 1.800 AussiedlerInnen eingetroffen. Im Vergleich zum Vorjahr wird sich die Zahl bis zum Jahresende nahezu verdreifachen. Auch die Zusammensetzung der AussiedlerInnen hat sich wesentlich verändert. Kamen noch vor einigen Jahren ganz überwiegend alte Menschen in die Bundesrepublik, so sind es heute zu über 90 Prozent Menschen im arbeitsfähigen Alter, die vor allem aus der UdSSR, Polen und Rumänien in die Bundesrepublik einreisen und statt einer neuen Heimat zunächst einmal einen Berg von Problemen vorfinden.
Die Verfahrensdauer zieht sich bis zu einem Jahr hin, das Beratungsangebot ist unzureichend, es fehlen neben Arbeitsplätzen auch
Plätze in Schulen und Kindergärten. Als größte Schwierigkeit stellt sich das Sprachproblem dar. Zum Teil sprechen die Aussiedler kein Wort Deutsch. Sie sind isoliert. Die von verschiedenen Weiterbildungseinrichtungen angebotenen Deutschkurse sind völlig überlaufen, Wartezeiten von neun Monaten und mehr müssen in Kauf genommen werden.
Bei einem sozialpolitischen „Frühschoppen“ von Arbeiterwohlfahrt und Arbeitersamariterbund kritisierten gestern VertreterInnen mehrerer Wohlfahrtsverbände die mangelnde finanzielle Ausstattung und die deshalb teilweise schlechte Qualität der Deutschlehrgänge. Dem Bremer Senat sind diese Schwierigkeiten
bekannt, über Lösungen wird nachgedacht.
Hans Taake, Kreisgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt(AWO) in Bremen, forderte gestern eine Verbesserung des Deutschunterrichts als eine grundlegende Voraussetzung für die Integration der neuen MitbürgerInnen. Die Wohlfahrtsverbände würden sich hieran so gut wie möglich beteiligen. Darüber hinaus hat der Kreisvorstand der Bremer AWO alle Gliederungen und Einrichtungen seines Verbands aufgerufen, Patenschaften für Familien und Einzelpersonen zu übernehmen , um über „beratende Hilfe einen Beitrag zur Eingewöhnung und Orientierung in Bremen“ zu leisten.
oma
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen