: Das gabs mal: Gegenöffentlichkeit
■ AUFGEBLÄTTERT
„Die Nachrichten kommen vom Volk und kehren zum Volk zurück“ - so schön hat die Linke früher gedacht. Die Erkenntnis wurde das Motto der 1973 ins Leben gerufenene taz -Urgroßmutter großväterlicherseits. „Sozialistische Presse Agentur“ hieß sie und wurde keine hundert Jahre alt. Das ins Amsterdamer Exil gegangene „ID-Archiv“ hat jetzt alte Artikel des 1981 eingegangenen „Informationsdienstes zur Verbreituzng unterbliebener Nachrichten“ zum Thema „Gegenöffentlichkeit“ in einer Broschüre zusammengestellt: so wird eine kleine Lesereise durch die Vorgeschichte der taz ermöglicht. Neben Polemiken und Lobhudeleien, einer Dokumentation des ersten Seitenklaus und allen möglichen und unmöglichen Internas wird dort auch an ein schönes Eskimo -Sprichwort erinnert: „Wenn du mit dem Hundeschlitten unterwegs bist, achte genau auf die Strecke hinter dir, damit du auch wieder zurückfindest.“ Aber wer fährt in der BRD 1988 noch Hundeschlitten? In den Siebzigern, aus deren verlauf die meisten der nachgedruckten Artikel stammen, wurde aber noch über mehr und anderes als nur die taz nachgedacht und gestritten: die Spaltung des „Autonomie„ -Kollektivs, der Streit um Raubdrucke im Verband Linker Buchhändler, die Zensuroffensive nach der Einführung der §§ 88a und 130a ins Strafgesetzbuch - das sind weitere Themen, die in dem „Projekt Gedächtnis„-Reader Platz gefunden haben. Eine grauslich-schöne Feierabendlektüre.
ID-Archiv im Internationalen Institut für Sozialgeschichte/Amsterdam, Projekt Gedächtnis - ID-Artikel zum Thema Gegenöffentlichkeit 1973-1981, 120 Seiten, 1988, zu beziehen über AurorA Verlagsauslieferung, Westberlin
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