piwik no script img

Kiefernstraße - CDU bloßgestellt

■ Parlamentarische Kontrollkommission: Angebliches „Geheimpapier“ von keiner Behörde bestätigt

Düsseldorf (taz) - Die parlamentarische Kontrollkommission des nordrhein-westfälischen Landtags hat gestern ein von der Pressestelle der CDU-Landtagsfraktion gestreutes angebliches „Geheimpapier“ zur Kiefernstraße als Makulatur entlarvt. Die Düsseldorfer Häuserzeile war darin als „Hort des Terrorismus schlichtweg“ eingestuft worden. Das Kontrollgremium, dem die beiden CDU-Vertreter unentschuldigt ferngeblieben waren, stellten einstimmig fest, daß dieses vierseitige Papier von den zuständigen Behörden „inhaltlich nicht bestätigt“ werde.

Unter Berufung auf dieses Papier hatten am Tag zuvor konservative Zeitungen dem in der vergangenen Woche verhafteten Kiefernstraßen-Bewohner Rolf H. (29) eine „Schlüsselrolle“ bei dem mißglückten Attentat auf den Bonner Finanz-Staatssekretär Tietmeyer angedichtet. Der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Farthmann, erklärte nach der Sitzung, er verfüge über gesicherte Erkenntnisse, daß der Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Kemper, das Papier in Umlauf gebracht habe.

Innenminister Schnoor (SPD) kündigte an, er werde untersuchen lassen, ob durch das „anonyme CDU-Papier“ Sicherheitsinteressen verletzt worden seien. Diese Frage richte sich auch an Bundesbehörden. So stehen das Bundesinnenministerium und der Verfassungsschutz im Verdacht, Mitarbeitern der Düsseldorfer CDU-Landtagsfraktion Einblick in Ermittlungs- und Observationsakten gewährt zu haben.

Am Donnerstag abend hatten rund 300 Personen in der Düsseldorfer Innenstadt demonstriert. Von Bereitschaftspolizei und SEK-Gruppen vollkommen eingeschlossen, zog die Demonstration etwa zwei Stunden durch die Stadt. Auf Transparenten forderten sie: „Schluß mit den Verhaftungen, Schluß mit dem Staatslügen.“

J.N./J.S.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen