: Beierleins Selbsttor
Ist der Riecher des Medienmaklers verstopft? Er hat ein Geschäft mit der Bunten Liga Aachen glatt verpennt ■ PRESS-SCHLAG
Hans Rudolf Beierlein, Münchener Multimillionär dank mannigfacher Medienmaklerei, ist ein Musterkapitalist. Er managte diverse Schlagersterne von Udo Jürgens bis hin zu Heino (dem Nicht-Wahren), als Besitzer der Verwertungsrechte an der Internationalen kassiert er jedesmal ab, sobald unsere Geschwister im Osten die Signale hören, und er verhökert seit drei Jahren Fußballpokal- und -länderspiele, die er dem Deutschen Fußballbund im Paket abkaufte, mit satten Aufschlägen an die Rundfunkanstalten.
Beierlein, der selbsternannte „Paradiesvogel“ von Schwabing, macht aus allem Geld. Jetzt aber hat er einen großen Deal verschlafen. Im Juni, gerade waren die Bundesliga-Übertragungsrechte den Privatsendern für 135 Millionen Mark direkt zugeschlagen worden, und Beierlein war als Mitbieter leer ausgegangen, hatte ihm die Bunte Liga Aachen ein großzügiges und exklusives Angebot unterbreitet: „Um der unerträglichen Konzentration des Fußballsports auf ausschließlich kommerzielle Sender entgegenzuwirken“ und damit „der große Verlierer des Übertragungspokers nicht der Fußball selbst“ ist, bot ihm die größte Alternativliga (40 Teams, 300 Spiele pro Jahr) alle Fernsehübertragungsrechte für „135 Millionen Mikromark, was 135 Mark entspricht“.
Sieben lange Tage harrten die Aachener auf den Antwortkonter aus München. Dann machte Beierlein einen großen Fehler. Er versicherte zwar schriftlich, „Bunte Liga statt Bundesliga“ sei wahrlich „kein schlechter Slogan“ und „an den DM 135, sollte es auch nicht scheitern“. Dennoch lehnte er den „alternativen Deal“ (so das Aachener Angebot) ab, weil „ich nicht die Absicht habe, einen Gemischtwarenladen für Fernseh -Übertragungsrechte aufzumachen“.
Bevor er mit „Herzlichst Ihr Beierlein“ schloß, schleuderte er noch artig etwas Honig Richtung Norden: „Immerhin verdanke ich Ihrem Brief eine Erweiterung meines Kenntnisstandes. Die 'Bunte Liga‘ war mir bisher entgangen.“
Jetzt kam es wie es kommen mußte. RTLplus wird im November in Aachen anrücken, um exklusiv ein Spiel zwischen den legendären Partisanen aus der Eifelstraße (amtierender Deut
scher Alternativfußball-Vizemeister) und den Kick-Genies von Roter Stern Sowiso („Wir werden nie zu Meisterehren kommen dafür steckt zuviel Intellekt in der Mannschaft. Bei uns werden zu viele Spielzüge erdacht, die nie zur Ausführung kommen.“) aufzuzeichnen und voraussichtlich in Anpfiff, kommentiert von Netzers Günter, auszustrahlen.
Kassieren wird die Liga, Beierlein geht wieder einmal leer aus. Die genaue Summe ist noch Verhandlungssache. „Wir haben Herrn Beierlein alle Chancen eingeräumt“, sagt Buntligamanager Achim Blickhäuser, „aber wer seine Chancen nicht nutzt, darf sich, so sagt schon Rauschenbach, hinterher nicht beklagen. Wem die Stunde schlägt, der sollte sie nutzen und sich nicht selbst ins Abseits der Zeit stellen. Wir bedauern ihn nicht.“
Bernd Müllender
Diese und ähnliche Sportskandale und -anekdoten verdanken wir dem 'Bunte-Liga Echo - Zentralorgan der autonomen und undogmatischen Leibesübungsbewegung Aachens‘. Erscheint monatlich. Jahresabo 24 Mark. Probeheft inklusive Versand für 2 Mark bei: Bunte Liga Büro, Zollernstr.50, 5100 Aachen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen