piwik no script img

Militanter Protestant in Belfast erschossen

Führendes Mitglied der protestantischen paramilitärischen Organisation UDA Opfer eines internen Machtkampfes?  ■  Aus Dublin Ralf Sotscheck

Jim Craig, ein führendes Mitglied der protestantischen Ulster Defence Association (UDA), ist am Samstag abend in einer Kneipe in der nordirischen Hauptstadt Belfast erschossen worden. Nach Angaben der Polizei betraten zwei maskierte Männer um 20.30 Uhr das „Castle Inn“ im protestantischen Ost-Belfast und zwangen die Gäste, sich auf den Boden zu legen. Danach eröffneten sie das Feuer auf den 47jährigen Craig. Bei dem Anschlag wurde ein weiterer Mann getötet, vier Menschen wurden verletzt.

Die paramilitärische UDA, die unter verschiedenen Tarnnamen zahlreiche Morde unter der katholischen Zivilbevölkerung verübt hat, ist immer noch eine legale Organisation. Jim Craig gehörte ihr seit Anfang der siebziger Jahre an und war zuletzt Mitglied im Leitungsgremium. Im Jahr 1974 war Craig Kommandant der UDA-Gefangenen im Lager Long Kesh bei Belfast. Seit seiner Entlassung stand er mehrfach vor Gericht, u.a. wegen Verdachts auf Ermordung der Sinn-Fein -Vizepräsidentin Maire Drumm und wegen Erpressung von Schutzgeldern. Er wurde nie verurteilt, weil kein Zeuge gegen ihn aussagte.

Jim Craig ist bereits das dritte prominente UDA-Mitglied, das in den letzten zehn Monaten getötet worden ist. Vergangene Weihnachten sprengte die Irisch-Republikanische Armee (IRA) den stellvertretenden UDA-Chef John McMichael mit einer Autobombe in die Luft. Im September erschoß die Irische Volksbefreiungs-Organisation (IPLO) den führenden UDA-Mann Billy Quee. Zu dem Mord an Craig hat sich bisher keine Organisation bekannt. Da Craig jedoch in letzter Zeit häufig in Auseinandersetzungen innerhalb der UDA über die zukünftige Strategie verwickelt war, gilt es als wahrscheinlich, daß er einem internen Machtkampf zum Opfer gefallen ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen