taz-intern: Hauptfeind taz?
■ Stellungnahme zum taz-Waffenkonto für El Salvador
Einige aus den El-Salvador-Solidaritätsgruppen scheinen in der taz den Hauptfeind ausgemacht zu haben. In Flugblättern und jetzt auch in 'Konkret' unterstellen sie allen Ernstes, die taz wolle „aus betriebswirtschaftlichen Gründen“ das Waffenkonto nicht abgeben und die Reaktivierung der Sammlung nicht angehen. Das ist kompletter Blödsinn.
Die taz hat die Werbung für die Sammlung in den letzten Wochen für alle taz-LeserInnen unübersehbar reaktiviert, weil nach Diskussionen Mehrheiten in den taz-Plena und im Vorstand die Unterstützung der Befreiungsbewegung in El Salvador auch weiterhin für notwendig halten. Die Kontonummer und die Verwaltung des „Waffenkontos“ hat die taz nicht auf die Soli-Komitees übertragen, weil der einmalig große Erfolg dieser Spendensammlung Beweis genug dafür ist, daß das bisherige Konzept richtig war.
Gerade das breitgefächerte Leserspektrum der taz ist für eine erfolgreiche Fortführung der Sammlung unverzichtbar. Die Öffentlichkeit der Abwicklung der Geldübergabe, die Offenheit und Zuverlässigkeit der Kontoverwaltung durch den taz-Verein sind für die SpenderInnen die Garantie, daß ihr Geld dem zugedachten Zweck auch wirklich zukommt. Deshalb gilt auch hier: Never change a winning-team.
Die von den Soli-Gruppen angekündigte Mobilisierung für das Konto auf „einer breiten Basis“ kann die Einbeziehung von 'Konkret', 'Arbeiterkampf' und einigen Stadtzeitungen doch im Ernst wohl nicht sein – zumal diese auch in der Vergangenheit schon das Konto immer wieder veröffentlicht hatten.
Daß die Soli-Komitees der taz auf die Pelle gerückt sind, um die Spendensammlung gerade jetzt in der zugespitzten Situation in El Salvador wieder anzuschieben, war sicher richtig. Nachdem die taz daraufhin das Konto mehrfach abgedruckt hatte, stieg der Spendeneingang wieder an. Im September 1988 waren es immerhin DM 7.218,--.
Das einige der taz das Konto wegnehmen wollten, um die taz zu entlarven als die, die sich „zu sozialdemokratischen Befriedungsmodellen bekehrt hat“, ist eine unrichtige Unterstellung und vor allem kontraproduktiv.
Für viele auch in der taz ist die Spendensammlung „Waffen für El Salvador“ auch ein wichtiger Teil der Geschichte und des alten Anspruchs der taz, den sie nicht missen, sondern wiederbeleben wollen. Die Lösung, in die sich auch die Soli –Gruppen jetzt reingefunden haben, ist eine vernünftige Grundlage für eine erfolgreiche Weiterführung des Spendenkontos, hoffentlich ohne weitere Anmache und Unterstellungen: die taz behält das Konto und reaktiviert nach Kräften. Die Soli-Gruppen und der von ihnen neu gegründete Verein „El Salvador Libre“ mobilisieren für die Sammlung.
Dies entspricht auch den Vorstellungen der Commandantia der FLMN.
Ströbele, Mitglied des Vereins Freunde der Alternativen Tageszeitung, 6.Oktober 1988
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