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Harmonie

■ CSU demonstriert Geschlossenheit

Wer gestern im CSU-Hauptquartier die Worte der CSU-Spitzen vernahm, dem summten die Ohren vor soviel Einigkeit, Harmonie und Geschlossenheit. Reihum bedankt sich jeder bei jedem und auch mit gegenseitigem Lob wird nicht gespart. Nachdem Motto: „Geh du voran“ überläßt Tandler den Parteivorsitz Waigel. Tandler übertrifft sich noch, indem er scheinbar selbstlos das noble Angebot von Heubl ablehnt. Und der neue Ministerpräsident Streibl setzt noch eins drauf und behauptet, die CSU sei eben eine Partei in der „persönliche Interessen hintangestellt werden“.

Doch längst ist nicht alles Gold was glänzt. Beim Auskarteln um den Parteivorsitz muß es schon hoch hergegangen sein, wenn sich Heubl dazu herabläßt, um des lieben Friedens willen, Tandler seinen Posten anzubieten. Der verwöhnte Kronprinz Tandler will jedoch nichts geschenkt. Damit hat der neue Finanzminister aber auch demonstriert, daß er sich mit einem zugeschobenen Vizeposten nicht abspeisen läßt. Und auch der Konflikt um die Person Waigel, der nun mal nichts Querköpfiges hat, ist mit seiner Nominierung nicht aus der Welt.

Andererseits wird es sich die CSU nicht zumuten können, daß sie bereits im nächsten Jahr einen neuen Vorsitzenden aus dem Hut zaubert. Ihr Franz Josef, der sie schließlich 27 Jahre führte, würde sich im Grab umdrehen. Diese „Friede –Freude-Eierkuchen“-Inszenierung überrascht jedoch nicht. Denn die „Schwarzen“ wissen ganz genau, nichts können sie sich jetzt weniger leisten als ein Bild von Zerstrittenheit. Spannend ist allein, wie lange sie diese Schimäre aufrechterhalten können.

Luitgard Koch

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