: UNO debattiert über Korea
■ Annäherung zwischen Nord- und Südkorea / Südkoreas Präsident Roh Tae Woo schlägt Gipfelkonferenz zum Koreaproblem unter internationaler Beteiligung vor / Nordkorea reagiert abweisend
Tokio/New York (afp/dpa) - Die Gipfelbegeisterung zwischen Peking, Washington und Moskau macht Schule. Der südkoreanische Präsident Roh Tae Woo hat nun eine Gipfelkonferenz vorgeschlagen, bei der Vertreter beider koreanischer Staaten, der USA, Chinas, der Sowjetunion und Japans über Frieden und dauerhaften Wohlstand in der Region sprechen sollten. In seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen - der ersten eines südkoreanischen Präsidenten - bekräftigte Roh seine Politik der Aussöhnung mit Nordkorea. Als einen wichtigen Punkt der jüngsten Entwicklung südkoreanischer Politik bezeichnete Roh die „bedeutende“ Annäherung an die Volksrepublik China und die Sowjetunion. Beide Staaten haben eine Verbesserung ihrer Kontakte zu Seoul zunächst auf wirtschaftlicher Ebene vollzogen. Peking und Moskau haben nach Ansicht von Beobachtern bei der Vorbereitung der UN-Debatte über Korea hinter den Kulissen der Weltorganisation eine wichtige Rolle gespielt. Es ist das erste Mal seit 1975, daß die UNO über die Lage in Korea debattiert.
Präsident Roh wiederholte sein Angebot, zu einem Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Führer Kim Il Sung nach Pjöngjang zu reisen. Südkorea werde niemals als erstes militärische Gewalt gegen Nordkorea anwenden, versicherte er und forderte die Unterzeichnung eines Nichtangriffspakts zwischen beiden Teilstaaten. In einer entmilitarisierten Zone könne eine „Stadt des Friedens“ gebaut werden, in der sich seit Jahrzehnten getrennte Familien treffen sollten.
Kühl reagierte der nordkoreanische Präsident Kim Il Sung gestern auf dieses Annäherungsangebot. Bei einem Bankett für den am Dienstag in Nordkorea eingetroffenen rumänischen Staats- und Parteichef Ceaucescu forderte er noch einmal eine Wiedervereinigung Koreas und den Abzug der rund 42.000 amerikanischen UNO-Soldaten aus Südkorea. Das US -Außenministerium hatte angekündigt, die Regierung wolle ihre Politik gegenüber Nordkorea, zu dem Washington gegenwärtig keine Kontakte unterhält, überdenken. Mit einem Anteil von rund zehn Prozent am nordkoreanischen Außenhandel ist Japan immer noch der wichtigste westliche Handelspartner. Japanische Geschäftsleute sprechen allerdings mit Erbitterung darüber, daß der seit vier Jahrzehnten herrschende Kim Il Sung Triumphbögen, gigantische Stadien und Wolkenkratzer bauen läßt, anstatt Kredite und Zinsen zurückzuzahlen.
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