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LACHEN MÜSSEN

■ „Der keusche Casimir“ am Donnerstag im Theater am Kurfürstendamm

Pausengeflüster: „Gestern war's lustiger“, „Der 'Neurosenkavalier‘ hat mir besser gefallen“, „Kurz war die erste Hälfte ja, aber kurzweilig?“ - Das Premierenpublikum im Theater am Kurfürstendamm - während des ersten Aktes schon seine bedingungslose Bereitschaft demonstrierend, lachen zu wollen, zu können, ... zu müssen? - zeigte sich eher leicht gelangweilt.

Gerade spritzig ging der erste Teil tatsächlich nicht über die Rampe; nur erahnen konnte man eine gewisse, dem Genre an sich nicht fremde, absurde Komik, die sich durch permanente Zurschaustellung possenhafter Klischees auszeichnet. Einige unvermeidbare Überraschungs-„Ahs“, „Ohs“ und „Ähs“ waren im Fünfziger-Jahre-Ambiente des Theaters zu vernehmen - im 2. Akt wurden es dann mehr.

An der Garderobe „Für Pelze werden 90 Pfennig mehr berechnet“, genau vor diesem Schild und hinter dem Garderobentisch schwitzt die Frau, die für den Verkauf des Sekts während der Pause verantwortlich ist, mit ihrer Aufgabe leicht überfordert. Die Pause neigt sich dem Ende; etwas erschöpft wohl, wischt sich unsere 'Barfrau‘ den Schweiß aus dem Gesicht, lächelt mir freundlich zu, sichtlich zufrieden.

Die Geschichte des „keuschen Casimirs“ (mit Betonung, ganz französisch, auf „-mir“) und ihre unsäglichen Verwicklungen nur annähernd aufschlüsseln oder gar nacherzählen zu wollen, lohnt sich ebensowenig wie bemerkt werden muß, daß die Story jeglicher Substanz entbehrt. Die Story ist Mittel zum Zweck. Der Zweck ist, lachen wollen, lachen können...

Sieben Türen, zwei Schränke, der eigentlich ein und derselbe ist - als Geheimtür zwischen muffigem Büro und „Lotterleben„-Appartement -, sind der Stoff, aus dem die komischen Träume des zweiten Bildes gewebt sind. Die Türen werden aufgerissen, mit der gleichen Vehemenz wieder zugeknallt, das schauspielernde Personal bedient sich ihrer, das Tempo peu a peu zu steigern. Mehr „Ahs“, „Hahs“ und „Ohs“ und Sätze wie „Das Leben ist wie die Liebe“ tummeln sich auf den „Brettern, die die Wel...“ - oh, pardon! Und dann: Schluß ist, mehr unvermittelt als schlüssig.

Ja, ja, doch, doch, ein netter Spaß.

Anno Mungen

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