piwik no script img

Schön wär's ja!

Heute kommt jeder ins Fernsehn! Gnadenlos. Es mehren sich die Programme, es dehnen sich die Sendezeiten. Das Echtprogramm (Leben) hat trotz 35-Stundenwochen und 8 -Minutentakt seinen 24-Stundenumfang pro Tag konstant halten können. (Mal von dieser kryptischen „Sommerzeit“ da, dieser idiotischen, abgesehen!) So! Nun habe ich mir die Mühe gemacht und die Gesamtsendezeit aller mir zur Verfügung stehenden Sender addiert; es sind an einem durchschnittlichen Dienstag bei nur drei Programmen und Schwarzweiß bereits etwa 48 Stunden kompakte Sendezeit. Alle Kabelprogramme dazugerechnet kommen wir auf 267 Stunden, also etwa elf Tage Programm! Gott schuf nur sieben, in Herrgottsnamen!

Da schweifen sie denn also rastlos umher, die „Teams“. Und kaum haben wir uns in unserer Makramee-Gruppe ein wenig exponiert, da kommen sie auch schon, halten einem mit ihrer ganzen größenwahnsinnigen TV-Attitüde ihren göttlichen Mikrofonfinger vors Gesicht und - zack! - war man im Fernsehn. Und hat sich lächerlich gemacht, sich doof und freundlich verhalten, anstatt die Affen zu foppen, anstatt sich rar zu machen, frech zu sein, selbst Fragen zu stellen, Geld zu fordern oder wenigstens die Oma mit großem Taschentuch von Ferne tumb zu grüßen!

Noch klatschen wir nur (in den Shows, wenn die Regie Zeichen gibt), aber es wird eine Zeit kommen, da werden wir dem Fernsehn einen 5-Markschein unter der Tür durchschieben, damit sie nur abhauen, da werden wir sie zurücktreiben in ihre peinliche Programmnot. Und siehe! Da werden sie auf die Knie fallen und senden, was man ihnen zuwirft! (Ob das dann aber bessere Zeiten werden, müssen wir wohl abwarten.)

T.K.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen