Einmischen in die eigenen Angelegenheiten

■ Vom Verlust der Utopie bis zur Telefonnummer des Ortsamtes / Bremen 2000, Ergebnis von unüberwindbaren Sachzwängen? / Die große, die andere, die bessere Welt fängt vor der eigenen Haustür an: Nur wie sieht sie aus?

Diese Zeit ist rar an Utopien, rar an aufrüttelnden kühnen Zukunftsentwürfen. Nicht ohne Grund starrt die westliche Welt voyeuristisch über den „Vorhang“ auf Perestroika - halb bewundernd, halb ungläubig!

Unsere Zeit stellt Fragen, drängende Fragen, existentielle Fragen - hören wir wirklich Antworten? Antworten, die verkrustete Strukturen in Frage stellen, aufbrechen, Hoffnung machen?

Darf überhaupt noch unkonventionell, provokant geantwortetet werden, in dieser Zeit der Lehre von dem Umgang mit dem Sachzwang?

Wie im Großen, so auch im Kleinen - sprich kleinsten Bundesland, in Bremen. Wie lautet die bremische Utopie, die Zukunftsidee Bremmen 2000? Haben wir das Gefühl, eine Stadtentwicklung, Gesellschaftsentwicklung zu erleben, die uns spüren

läßt, daß wir uns wohlfühlen werden in unserer Stadt im Jahr 2000? Nein?

Geben wir uns resignativ damit zufrieden und empfehlen einem jeden die Entwicklung der ganz privaten „Hauptsache -mir-gehts-gut„-Programmatik? Erheben wir den „Ist-ja -sowieso-egal„-Standpunkt in Kombination mit der „Die machen -ja-doch-was-sie-wollen“ Erkenntnis zur persönlichen Lebensleitlinie?

Oder reicht bereits der Hinweis auf das engagierte Wissen um das Wachsen des Ozonlochs, den technologischen Wahnsinn, das Patriarchat und die Apartheid als Argument, um sich solcher Nichtigkeiten wie Stadtteilarbeit nachsichtig lächelnd zu enthalten?

Warum ich das alles schreibe? Weil auch ich eine Utopie habe, und ein Teil davon besteht aus einem lebendigen, lebenswerten Stadtteil mit aktiven Bürgern, die

sich vorgenommen haben, ihren Stadtteil nicht Verwaltungen und Politikern zu überlassen, sondern ihn selbst zu gestalten; Bürgern, die nicht nur tätig werden, wenn ausgerechnet vor ihrem Haus ein Mißstand beseitigt werden soll, sondern die ahnen, daß die große, die andere, die bessere Welt schon im eigenen Stadtteil ihren Anfang nimmt; Bürgern, die wissen, daß im Stadtteilbeirat alles, was diesen Stadtteil betrifft, the

matisiert werden kann und Bürgern, die wissen, daß der Beirat Mitte jeden ersten Montag im Monat um 19.00 Uhr im Ansgaritorsaal tagt, der Beirat Östliche Vorstadt

jeden zweiten Dienstag um 19.00 Uhr in den Weserterrassen und das Ortsamt sich Am Dobben 91 befindet. Tel: 361-2047!

Bis dann.

Hucky Heck