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Vom Nachttisch geräumt: SEMPE

Sempes zarte Bissigkeiten, die die Titelseiten des New Yorker zieren, werden seit Jahren uns vom Diogenes-Verlag in Buchform näher gebracht. Der neueste Band Stille, Sinnenlust und Pracht versammelt Swimmingpools in parkähnlichen Gärten, in dessen riesigen Wassern, kleine, runde, bebrillte männliche Angehörige der herrschenden Klasse stillvergnügt wie introvertierte, besserwisserische Achtjährige ihre Beinchen planschen lassen. Eine meiner Liebingszeichnungen: ein aus ein paar hingekrümelten Strichen gebildetes Meer, an dessen Rand eine jener scheußlichen touristischen Hochhausansiedlungen und dazwischen ein Männchen mit schütterem Haar, das beseligt in die über dem Meer sich regenden Wolken blickt und erklärt: „Was ich will, ist: Stille, Sinnenlust und Pracht!“ Wunderschön auch die Wahrsagerin, die über die bekannte Kristallkugel gebeugt der Kundin sagt, was die wirklich interessiert: „Starker Preisabfall bei Lauch...“

sempe, Stille, Sinnenlust und Pracht, Diogenes Verlag, Übersetzung der Bildlegenden von Angela von Hagen, 102 Seiten mit farbigen und s/w Abbildungen, 39,-DM

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