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Presseanhörung als Farce

Chefredakteure und Journalistenverbände boykottieren Anhörung zu IWF-Tagung im Berliner Innenausschuß / Die Deutsche Journalisten-Union kritisiert „mißverständliche Einladung“  ■  Aus Berlin Rita Hermanns

Zu einer Farce geriet gestern im Innenausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses eine vorgesehene Anhörung von Journalisten, die über Arbeitsbehinderungen während der IWF -Tagung berichten sollten.

Die Einladung, so monierte der Berliner DJU-Vorsitzende Ulrich Zawatka, sei so mißverständlich formuliert worden, daß niemand mehr so recht wußte, wer sich nun eigentlich wozu äußern sollte. „Sachdienliche Hinweise“ wurden zum einen verlangt, zum anderen bestand die CDU darauf, daß man nicht jeden einzelnen Betroffenen hören könne. Chefredakteure und Journalistenverbände waren daraufhin erst gar nicht erschienen, weil sie nicht wußten, ob sie überhaupt aussagen dürfen.

Ein SFB-Journalist trug den Fall eines 'Tagesspiegel' -Fotografen vor, dem die Polizei mit dem Schlagstock so geschlagen hatte, daß ihm seine Brillensplitter ins Auge gerieten. Der verletzte Fotograf hatte Strafanzeige erstattet. Am eindringlichsten berichtete ein freier Wirtschaftsjournalist, dem ein Schlagstock in die Magengrube gerammt wurde, nachdem er seinen Presseausweis gezeigt und mehrfach erfolglos Dienstnummern verlangt hatte.

Auch ein „Kronzeuge der Polizei“ (AL-Abgeordneter Wieland) trat auf: Der Journalist des Schamoni-Senders „Radio 100,6“ sprach nur von Behinderungen der Presseleute durch Demonstranten. Seine Sicht der Dinge, vermutete Wolfgang Wieland, sei wohl von der Tatsache getrübt gewesen, daß die Gattin des Innensenators Mitglied im Aufsichtsrat seines Radios ist.

Anhand zahlreicher Videofilme wurde dokumentiert, wie Journalisten von der Polizei abgedrängt wurden. Ein Polizeifilm, der das Gegenteil beweisen sollte, erwies sich als nicht besonders aussagekräftig.

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