: Kein Hirtenbrief-betr.: "Papst Wojtyla und sein Trio infernale", taz vom 19.10.88
betr.: „Papst Wojtyla und sein Trio infernale“,
taz vom 19.10.88
In der Ausgabe vom 19.10 bringen Sie einen Artikel, der von Hetze gegen Papst und einige Bischöfe nur so strotzt. Der Verfasser beweist damit seine sehr mangelhafte Kenntnis der katholischen Kirche. Was man nicht kennt, kann man nicht lieben. Wenn er trotzdem so gehäßig über etwas herzieht, was er nur vage kennt, muß man dahinter schon Methode vermuten, und das zeugt nicht gerade von einem guten Charakter. Wo Menschen sind, da sind auch Fehler. Aber solche Machtkämpfe, wie Herr Nitschmann sie in seinem sehr emotional geschriebenen Artikel darstellt, gibt es in der Kirche nicht. Gerade Herr Bischof Dyba, über den sich die größte Häme ergießt, ist ein von mir sehr geschätzter Mensch.
Auch Ihre häufigen Artikel über, oder besser gesagt, gegen CDU und CSU empfinde ich als einen gezielten Angriff auf christliche Politiker.
Ebenso die Artikel über, wie Sie es nennen, Memminger Hexenprozesse. Meines Wissens wurden die Frauen aus Memmingen noch von niemandem als Hexen bezeichnet. Wenn Sie trotzdem von Hexenprozessen sprechen, wollen Sie doch damit Emotionen wecken und Solidarität mit diesen Frauen und dem Arzt bekunden. Hier geht es aber um Menschen, deren Leben von Gott geschenkt und von Menschen zerstört wurde, noch bevor sie geboren wurden, weil sie ihren Eltern unbequem waren. Und doch hatte jeder dieser Menschen ein Recht zu leben. Gott sagt uns im Fünften Gebot klar und deutlich: „Du sollst nicht töten.“ Darüber hinaus hat jeder Arzt den hippokratischen Eid geschworen, Leben zu retten und Leben zu erhalten und nie einer Frau ein Mittel für eine Abtreibung zu geben. Dazu muß man wissen, Hippokrates war ein Heide, der lange Zeit vor Christi Geburt gelebt hat.
Daß diese Ärzte mitunter mehrere 100mal ihr festgegebenes Versprechen brechen und Menschen töten statt zu retten, stört Sie anscheinend überhaupt nicht. Und für diese Ärzte werben Sie um Sympathie. Sind Sie sich eigentlich der ungeheuren Verantwortung bewußt, die Sie mit dieser Art zu schreiben auf sich laden? (...)
Therese Müller, St. Augustin 3
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