Geringe Wahlbeteiligung am Kap

Die ersten für alle Zonen gemeinsam durchgeführten Kommunalwahlen im Rassistenstaat sind ohne Zwischenfälle angelaufen / Riesiges Sicherheitsaufgebot von Militär und Polizei  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Mit der größten Sicherheitsaktion in der Geschichte Südafrikas wollte die Apartheid-Regierung Proteste gegen die gleichzeitigen Kommunalwahlen für Weiße, Schwarze, Inder und Mischlinge verhindern. Tatsächlich war alles ruhig, auch in den Wahllokalen. Gelangweilt saßen Polizisten und weiße Wahlbeamte an ihren Tischen. Jede Wählerin - es sind fast auschließlich alte Frauen - erfreute sich der Betreuung von bis zu sechs weißen Beamten. In den meisten Wahllokalen hatten bis zur Mittagsstunde weniger als 100 Wähler ihr Kreuz gemacht. In einem Lokal war sogar nur eine einzige Wählerin aufgetaucht.

Trotz des großen Polizei- und Militäraufgebotes hat es seit Anfang Oktober 32 Guerillaangriffe aus Protest gegen die Wahlen gegeben. In der Nacht zum Mittwoch explodierten eine Bombe in Soweto und eine in Kathlehong östlich von Johannesburg. Die Häuser von fünf Wahlkandidaten in den beiden Townships wurden mit Molotov-Cocktails angegriffen.

Am Dienstag hatte die Regierung zwei weitere Oppositionsgruppen verboten: Mitglieder des „Soweto Schülerkongresses“ (SOSCO) hatten noch am Dienstag in der taz ihren Widerstand gegen die Wahlen erklärt. Die Gruppe wird von dem Verbot kaum getroffen, da sie ohnehin nur noch im Untergrund aktiv ist. Das „Azanische Koordinationskomitee“ (AZACCO) wird andererseits schwerer getroffen. AZACCO war kurz nach dem Verbot der „Azanischen Volksorganisation“ (AZAPO) im Februar gegründet worden, um die „Black Consciousness„-Politik in der Öffentlichkeit vertreten zu können.

Die Kommunalwahlen werden als wichtige Probe für die Reformvorhaben der Regierung betrachtet. Eine schlechte Beteiligung schwarzer Wähler oder erhebliche Gewinne der ultrarechten Konservativen Partei unter Weißen könnten das Reformprogramm zum Erliegen bringen.