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Luftangriffe Israels im Libanon

■ Mindestens 20 Tote bei Bombardements auf Dörfer, Flüchtlingslager und Guerilla-Stellungen Neue jüdische Siedlung auf der Westbank / Offensive der südlibanesischen Armee

Beirut/Jerusalem (dpa) - Bei israelischen Luftangriffen in Südlibanon sind am Mittwoch mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen und 45 weitere verletzt worden. Die Kampfflugzeuge bombardierten nach Angaben der Polizei südlich von Beirut und um Sidon palästinensische und libanesisch-moslemische Guerilla-Stellungen.

Am Vormittag hatten israelische Kampfflugzeuge zwei Dörfer und ein Flüchtlingslager sowie Vororte der Hafenstadt Sidon, 40 Kilometer südlich von Beirut, bombardiert. Dabei wurden mindestens 20 Häuser zerstört. Mitarbeiter des libanesischen Roten Kreuzes versuchten, mit bloßen Händen Überlebende aus den Trümmern zu ziehen. Ein Augenzeuge sagte, die Gegend sehe aus „wie nach einem Erdbeben“.

Wenige Stunden später bombardierte die israelische Luftwaffe Stellungen der von Syrien unterstützten palästinensischen Guerilla rund fünf Kilometer südlich von Beirut. Zugleich unternahm die von Israel gestützte christliche Südlibanesische Armee (SLA) eine Offensive gegen Stellungen der Guerilla in den Bergen um Sidon, wo sie mit Panzern einen strategischen Bergzug erobert haben soll. Dabei sollen vier Guerilla-Kämper ums Leben gekommen und drei verletzt worden sein.

Das Hauptquartier der schiitischen Extremistenorganisation Hisbollah (Partei Gottes) in der Ortschaft Machghara war von Israel aus ebenfalls mit schwerer Artillerie beschossen worden.

Beobachter sehen in der neuen Welle von Gewalt eine Vergeltung Israels für den Anschlag eines Angehörigen der Hisbollah, der am 19.Oktober ein mit Sprengstoff beladenes Auto in einen israelischen Konvoi gesteuert hatte. Dabei waren sieben israelische Soldaten ums Leben gekommen.

Unterdessen hat der israelische Ministerpräsident Schamir am Mittwoch eine neue jüdische Siedlung in Naaleh, etwa 50 Kilometer nördlich von Jerusalem, im besetzten Westjordanland eingeweiht. Die heftig umstrittenen Siedlungen in dem von 850.000 Palästinensern bewohnten Westjordanland werden nach den Worten des „Likud„-Politikers „bleiben und sogar vermehrt werden“. Über 70.000 jüdische Siedler leben im Westjordanland.

Bei verschiedenen Zusammenstößen zwischen anti-israelischen Demonstranten und israelischen Soldaten im Gaza-Streifen sowie im Westjordanland wurden nach Angaben des israelischen Rundfunks neun Palästinenser verletzt. Am Dienstag abend war in Gaza bei Unruhen eine 14 Jahre alte Palästinenserin von Soldaten erschossen worden, wie ein Militärsprecher in Tel Aviv bestätigte.

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