: „Heterosexualität ist nur ein Wort“
Rüdiger, 36, Dozent an einer Fachhochschule, Pornokonsument seit sieben Jahren ■ I N T E R V I E W
taz: Bist du homo- oder heterosexuell?
Rüdiger: Die Frage ist langweilig. Vor zehn Jahren hätte ich dir noch geantwortet, daß ich schwul sei. So als Sozialwesen, engagiert, bewegt und alles. Das ist längst vorbei. Ich bin homo-sexuell im Sinne des Wortes, ich beziehe mich sexuell auf Männer. So wie jeder Mann. Heterosexualität ist nur ein Wort.
Kannst du das erläutern?
Wenn ich hierherkomme, bin ich unter Männern. Männer neben mir in der Kabine, Männer neben mir auf dem Kinositz. Hier sind Männer unter sich. Und das ist gut so. Die Männer hier sind vielleicht homo- oder heterosexuell, mit Frau und Kind zu Hause, dem Freund oder der Freundin. Aber das ist unwichtig, sobald sie hier sind. Hier schauen sich alle die gleichen Bilder an und finden das zusammen geil und erregend. Die Frauen in den Filmen sind nichts weiter als eine Art Medium, über das sich Männer sexuell aufeinander beziehen. Die Dreier-Version, die man so oft in den Filmen sieht, zwei Männer mit einer Frau, das ist für mich der deutlichste Beweis. Die Frau wird dazwischengeschaltet, damit die Mäner sexuell aufeinander abfahren, ohne gleich schwul sein zu müssen.
Eine gewagte Theorie?
Du Schlaumeier. Natürlich eine Theorie. Und auch wieder nicht. Was fängst du schon an mit Theorien, wenn es um Sexualität geht? Früer, in den siebziger Jahren, da war für mich das spannendste die feministische Diskussion um Sexualität. Die Frauen waren die ersten, die die heiligen Kühe Zwangshomo- und Zwangsheterosexualität angriffen. Wir dachten doch damals, mit ein paar Erkenntnissen hätten wir den ganzen Quatsch erledigt. Und was ist daraus geworden? Die Frauen werden alle Mütter, die Schwulen machen einen auf Kerl, wenn sie in die Jahre gekommen sind. Und heterosexuelle Männer? Die waren schon immer blöd.
Wie lebst du?
Wie soll einer wie ich schon leben? Alleine natürlich. Eine Zeitlang habe ich es mit arabischen Männer versucht, sexuell und beziehungsmäßig. Die haben ein anderes Bild von Männlichkeit im Kopf, können sich sozusagen von Mann zu Mann aufeinander beziehen. Ohne die ganze schwule Chose, die doch nichts weiter ist als 'ne Kopie der Heterosexualität.
Du kennst die Argumente der PornogegnerInnen?
Die Frauen haben recht. Dieser ganze Mist sollte verboten werden, dieses Biotop - sag ich mal - sollte den Männern entzogen werden. Mal sehen, was sie sich dann einfallen lassen.
Interview: Elmar Kraushaar
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