: Ein Schuß in den Ofen-Betr.: "PRRR - KLIRR - TÜRÜLÜ", taz vom 12.9.88
Betr.: „PRRR - KLIRR - TÜRÜLÜ“, taz vom 12.9.88, S. 20
Der Computerartikel war aus verschiedensten Gründen ein Schuß in den Ofen. Die größte Macke daran dürfte in vorgefaßten Meinungen bestehen, ohne die der arrogante Stil nicht in totalen Blödsinn hätte münden können. Kleinigkeiten: „Die spießige, nach Bohnerwachs stinkende Aula“ ist seit 20 Jahren mit Teppich ausgelegt. Die „ungezählten farbigen Druck- und Drehknöpfe“ hast du allein gesehen. Der UPIC-Computer arbeitet völlig anders als Klein -Fritzchens Vorstellung. „Musik“, der „Melodie und Takt fehlt“, als keine Musik zu bezeichnen, ist legitim, aber ebenso antiquiert.
Keine Kleinigkeit: Mit falschen Aussagen und Übertreibungen dieser Art wird nichts beschrieben und dennoch eine Haltung erzeugt bzw. bestätigt: Computer sind baba, die „altbewährte Hausmusik“ ist in Gefahr. Als ob beides in Konkurrenz zueinander stünde.
Ich werde in dem Artikel als „typisch legerer Reformpädagoge“ bezeichnet (wofür typisch?). Fürs Legere danke schön. Als „Reformpädagoge“ setze ich im übrigen mehr auf die handgemachte als auf die elektronisch produzierte Musik. Gerade darum haben wir UPIC in der Schule gehabt und nicht GRM/Syter oder andere. Wer sich mit diesen Dingen wirklich beschäftigt, wird diese Art Artikel mit diesen Schlußfolgerungen nie schreiben können. Geradezu hilflos erscheint mir in diesem Zusammenhang die alberne Collage von Zitaten. Was eigentlich oder wen sollte sie bloßstellen?
Mein Verdacht ist der: die taz mag E 88 genauso wenig wie B 750. Das Aufgeblasene und Selbstdarstellende an diesen Ereignissen mag ich genau wie die taz auch nicht. Übel finde ich allerdings, wenn diese allgemeine Abwehr in konkrete Geschichten hineinprojiziert wird. Diese Art (ab-)wertende Information ohne Background hätte ich anderer Presse schon, euch nicht zugetraut. Muß jetzt, wer B sagt, auch ta sagen?
Meinhard Ansohn, Berlin 61
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