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Polnischer Dialog stockt

■ Regierung und Gewerkschaft machen sich gegenseitig Vorwürfe Streit um Delegationsmitglieder für das „Gespräch am runden Tisch“

Warschau (ap) - Die polnische Regierung und die verbotene unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc haben sich gegenseitig für die Verzögerung bei der Aufnahme der „Gespräche am runden Tisch“ verantwortlich gemacht. Regierungssprecher Urban warf der Gewerkschaft am Freitag in Warschau vor, Vorbereitungstreffen abgelehnt und sich geweigert zu haben, zwei für die Regierung nicht annehmbare Mitglieder aus ihrer Delegation entfernt zu haben. Ein Sprecher der Opposition wies diese Vorwürfe zurück: „Die andere Seite ist jetzt am Zug.“

Urbans Erklärung, die von der amtlichen Nachrichtenagentur 'pap‘ veröffentlicht wurde, sprach von einer absurden Situation. Die Regierung sage, man solle sich ohne Bedingungen und Tabuthemen an den Verhandlungstisch setzen. Doch ehemalige Aktivisten der Solidarnosc gingen den Verhandlungen aus dem Weg. Die Gewerkschaft wolle die Verzögerung jetzt der Regierung anhängen, für die es aber unmöglich sei, mit Leuten an einem Tisch zu sitzen, die die Konfrontation mit dem Ziel der Destabilisierung des Staates anstrebten. Die Regierung lehnt die Bürgerrechtler Michnik und Kuron als Gesprächspartner ab. Sie hatte Arbeiterführer Walesa angeboten, sich am Freitag mit Innenminister General Kiszczak zu einer klärenden Aussprache zu treffen.

Walesa hatte dies abgelehnt und seinerseits am Donnerstag an die Regierung appelliert, den versprochenen Dialog mit der Opposition ohne Vorbedingungen aufzunehmen. Die Regierung müsse außerdem die Aussichten auf die Verwirklichung eines gewerkschaftlichen Pluralismus klären, sagte Walesa. Die Zusammensetzung seiner Delegation werde er nicht ändern, da dies einen Präzedenzfall schüfe.

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