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Alle Lottomittel den Frauen

■ Plädoyer für einen Frauenkulturförderplan

Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen, Musikerinnentreffs, Podiumsdiskussionen und Workshops jeglicher Art von, mit und für Frauen hat es in Bremen reichlich gegeben. Mehrmals wurde das bundesweite Treffen schreibender Frauen von Bremen initiiert und durchgeführt, 1988 fand der „Congress of Women in Music“ erstmals in Bremen statt.

Von der GEDOK, dem Frauenkulturhaus, der Bremer Frauenwoche und belladonna wurden unzählige Performances, oft verbunden mit Vortragsreihen, angeboten. Stadtteilgruppen organisierten spezielle Foto-, Film-oder Malkurse für Frauen, Kunsthandwerkerinnen ihren eigenen Markt. Mütterzentren stellten Theatergruppen auf die Beine, Fraueninitiativen aller Art riefen Tanz-, Rhythmus-, Musik -und Bewegungsgruppen ins Leben.

Kulturarbeit von und für Frauen erfreut sich wachsender Beliebtheit. Frauen aller Schichten und Altersgruppen nahmen teil und engagieren sich - Hausfrauen, aktive Gewerkschafterinnen, beinderte, erwerbslose oder berufstätige Frauen, Studentinnen und Mädchen, die gerade ihren Hauptschulabschluß nachholen.

Nun wollen auch Künstlerinnen für ihre Arbeit Geld. Und da gab es in den letzten zwei Jahren beim Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst eine Anlaufstelle, die für Frauenlultur „zuständig“ war.

Wenigstens ein winziger Etat aus Lottomitteln war vorhanden für Kulturveranstaltungen, die den traditionellen Rahmen sprengten. Vor allem aber existierte damit für Frauen im Kulturbetrieb eine Koordinierungsstelle, die Informationen, Literatur und qualifizierte Beratung anbot und über die Frauenprojekte untereinander in Kontakt treten konnten. Jetzt ist diese Stelle dem Bremer ABM-Karussell zum Opfer gefallen.

Für die Frauenkulturgruppen ist das wenig einsichtig; denn in anderen Städten werden solche Stellen gerade eingerichtet und manchmal - wie etwa in Hamburg - mit reichlichen Mitteln ausgestattet. Längst praktiziert die Bremer Frauenkulturszene jenes veränderte Kulturverständnis, das von „Kultur '90“ in diesen Tagen proklamiert wurde (s. taz 24.10 88): Kultur nicht mehr als Angebot einer Minderheit für eine Minderheit.) Und Frauen sind immerhin die Hälfte der Bevölkerung. Dennoch gibt es in Bremen für Frauenkultur weder Stellen noch Geld.

Wenn wir schon keinen fest im Haushalt verankerten Frauenkulturförderplan durchsetzen können: Warum nicht einmal - wenigstens für ein Jahr - alle Lottomittel den Frauen? Sie wüßten einiges damit anzufangen.

Barbara Reinhart, Frauenkulturhaus Bremen e.V.; Gabi Kellerhoff, DGB-Kreisfrauenausschuß

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