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KOMMENTARKeine Chance für niemand?

■ Frauenpolitik im Schatten der ökologischen Katastrophe

„Das Loch“, schrieb Kurt Tucholsky, „ist auch der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch“: Löcher in der Ozonschicht, in Atomkraftwerken und Sozialhaushalten, sogar in Kleinstädten wie Celle – aber das gehört nicht hierher. Nur die Rüstungshaushalte bestehen ausschließlich aus Rand – nach Tucholsky „das Merkwürdigste an einem Loch“. Das kann man wohl sagen.

Wenn die ökonomisch begründete Ausbreitung gesellschaftlicher Löcher im derzeitigen Tempo fortschreitet, dann brauchen wir uns demnächst keine Sorgen mehr um Frauenpolitik und dergleichen zu machen. Denn es wird keine Frauen (und keine Männer) mehr geben, denen das nützt.

Feminismus und Ökologie gehören darum zusammen. Das bedeutet nicht, daß geringere Waschmitteldosierung des (Frauen-)Lebens höchstes Ziel sein kann. Vielmehr müssen Frauen sich massenhaft und gezielt genau da einmischen, wo die Löcher produziert werden: in politischen und ökonomischen Entscheidungsprozessen. Vielleicht gelingt es uns dann, den Irrsinn von Umweltzerstörung und Rüstung zu verhindern.

Ob wir das noch rechtzeitig schaffen – ich weiß es nicht. Ökologisch und sozial pfeifen wir schon auf dem letzten Loch.

Ursula Kerstein, Landesbeauftragte für Frauen

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