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In Israel treten 27 Parteien an

Die allabendlichen Fernsehspots geben einen Einblick in die Heterogenität der israelischen Gesellschaft / Von Rechts bis Links eine Unzahl von Splitterparteien  ■  Aus Tel Aviv Beate Seel

Wenn sich in den letzten Wochen die israelische Fernsehgemeinde allabendlich versammelte, um zu sehen, was der Markt der politischen Möglichkeiten so alles zu bieten hat, sind der Likud-Block und die Arbeiterpartei nur zwei von 27 Parteien, die um die Gunst des Publikums für die Parlamentswahlen am 1.November buhlen. Allein acht Parteien werben um die Stimmen der Religiösen. Gleich zwei Gruppierungen werben um die Stimmen der jemenitischen Einwanderer, eine weitere um die der marokkanischen. Bärtige Herren mit schwarzen Hüten lassen sich vor religiösen Symbolen oder überdimensionalen Computeranlagen abbilden.

Ein beliebtes Motiv sind auch ausrangierte Generäle, die vor Landkarten beteuern, daß die Höhenzüge der Westbank und die Jordansenke unerläßlich für die Verteidigung Israels seien und die hinter militärstrategischem Räsonieren ihre nationalistischen Aspirationen verschleiern. Da gibt es eine Partei, die sich „Transfer für den Frieden“ nennt und für die Vertreibung der Palästinenser eintritt; auf der anderen Seite des Spektrums ruft die „Progressive Friedensliste“ zur Dienstverweigerung in der Westbank und dem Gaza-Streifen auf. Die Friedensliste und die „Demokratische Front für Frieden und Gleichheit“ sind die einzigen, die ihre Werbespots mit arabischen Untertiteln versehen haben.

Einen besonders hohen Unterhaltungswert genießen die Ein -Mann-Parteien. Da gibt es eine, die sich für das Wohl der Pensionäre einsetzt; eine, die die Einkommensteuer abschaffen will; eine, die sich für ehemalige Gefangene einsetzt. Ein Kandidat hat sogar vor Jahren einmal eine Bombe in das alte Knesset-Gebäude geworfen.

Doch die Vielzahl der kleinen und kleinsten Parteien sind nicht nur eine witzige Randerscheinung des israelischen Parteienspektrums. Sie könnten durchaus zum Zünglein an der Waage werden. Der Likud-Block und die Arbeiterpartei werden auf viele Mini-Koalitionspartner angewiesen sein - wollen sie nicht die bisherige große Koalition weiterführen. Bei einigen der größeren unter den kleinen Parteien ist jetzt schon klar, mit wem sie koalieren werden. Wer etwa für die linkssozialdemokratische Mapam oder die laizistische Bürgerrechtspartei von Shulamit Aloni stimmt, weiß, daß seine Stimme letztendlich der Arbeiterpartei zugute kommt. Entsprechendes gilt auf der anderen Seite für die ultranationalistische Tehiya von Geula Cohen und den Likud -Block. Auf die Parole der Partei Shamirs, „Nur Likud kann“, die einen sexuellen Beiklang hat, setzte Tehiya noch eins drauf: „Likud will, aber nur mit Tehiya kann er.“

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