: UNO-Beobachter nach Afghanistan
■ Je 50 UNO-Offiziere sollen in Islamabad und Kabul stationiert werden / Vor einer neuen Entschließung der UNO-Vollversammlung / Viel Diplomatie hinter den Kulissen
Moskau/Berlin (afp/taz) - Während in Kabul erneut Raketen der moslemischen Mudschaheddin einschlugen und mehrere Todesopfer forderten, hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am Montag einstimmig sein Einverständnis zur Schaffung eines UNO-Beobachterkorps für Afghanistan erteilt. Das Mandat dieser Truppe, die die Einhaltung des Genfer -Afghanistan-Abkommens überwachen soll, ist auf 20 Monate angesetzt. Je 50 Offiziere der UNO-Einheit sollen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und der aghanischen Hauptstadt Kabul stationiert werden. Darüberhinaus wird die UNO-Vollversammlung am kommenden Donnerstag eine Resolution verabschieden, die folgende Bedingungen als Grundlage für eine endgültige Beendigung des Konflikts anführt: Fortsetzung und Beendigung des sowjetischen Truppenrückzugs, Achtung vor der Souveränität Afghanistans, Nichteinmischung in seine inneren Angelegenheiten sowie seine Neutralität. Ferner wird darin das Recht des afghanischen Volkes auf Selbstbestimmung betont.
Kabuls Ministerpräsident Hassan Scharq und der Präsident der Siebener-Allianz der Mudschaheddin, Rabbani, wurden am Dienstag in New York erwartet. UNO-Diplomaten vermuteten, daß der Besuch des afghanischen Regierungschefs von Moskau angeregt worden sei, um die Aufmerksamkeit des Westens auf diesen als gemäßigt geltenden Politiker zu lenken. Er bekundete wiederholt den Willen der Kabuler Regierung, mit den Führern des Widerstands zu verhandeln, sowie die Bereitschaft, mit dem gestürzten König Sahir Schah Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung aufzunehmen.
Rabbani unterbreitete vor seinem Abflug in Islamabad erneut den Vorschlag, bis spätestens Januar Wahlen zu einem Parlament mit 400 Abgeordneten abzuhalten. An der Wahl sollen sich sowohl Landsleute in der Heimat als auch afghanische Flüchtlinge in Pakistan beteiligen. Aufgabe der Volksvertretung werde es dann sein, einen Regierungschef zu wählen und ein Kabinett einzusetzen. Bislang scheiterten ähnliche Pläne der Peshawar-Führer an internen Streitigkeiten. Das Angebot des afghanischen Staatschefs Nadjibullah, die Rebellen an der Regierung zu beteiligen, haben die Chefs der Siebener-Allianz indessen abgelehnt.
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