: Aus den Niederungen der Hochschule
■ Heute: Plastik-Menü und Daten-Salat
„Da bin ich aber gespannt“, sagt meine Schwester, als wir frohen Mutes und schnellen Schrittes zur Neuen TU-Mensa in der Hardenbergstraße eilen. Wir sind gespannt, was das Studentenwerk uns heute auftischen wird. Doch halt, Bargeld und Essensmärkchen - das war einmal: Ohne Plastik läuft nichts mehr in der TU-Mensa. Mit Giro-Vend, der Studentenkreditkarte im BAFöG-Format, wird nun auch an der TU das High-Tech-Zeitalter der Massenverpflegung eingeläutet.
Mit zehn Mark sind wir dabei. Doch nicht nur Münzen und Scheine haben in der „neuen“ Mensa nichts mehr zu suchen: auch das Essen vom Fließband gibt's nicht mehr. Ab jetzt kann jede/r selbst wählen, was er/sie in welcher Kombination sich auf's Tablett stellen will.
Die Folge der neuen Wahlfreiheit: erstmal Chaos. Keiner weiß anscheinend, wo es langgeht, wo er oder sie sich jetzt anstellen soll. Wo finde ich denn nun den Salatteller zu 1,50? Meine Schwester zögert nicht lange und häuft auf unserem Tablett diverse Mini-Portionen auf: grüne Salatblätter, Krabbencocktail, zweimal Quarkspeise, einmal Reis und obendrein noch etwas Kartoffelpüree. Daß wir unseren kulinarischen Eigenheiten jetzt unbedenklich frönen können, haben uns zuvor Studentenwerk-Leiter Fink und Abteilungsleiter Graf in einem kleinen Faltblatt persönlich versichert. Bezahlt wird jetzt zwar per Magnetkarte, aber gespeichert wird nix. Das persönliche Freßprofil ist datengeschützt. Niemand braucht also Nachteile zu befürchten, wenn er oder sie in Nachspeisen schwelgt, sich Vorsuppe und Hauptgericht aber stets verweigert.
„Neue“ TU-Mensa, Hardenbergstraße, 1.000 Plätze, täglich außer am Wochenende. Das Essen allerdings schmeckt auch nach dem Zwei-Millionen-Umbau genauso ... wie ehedem.
Greta Gourmet
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