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Totenstille in Stammheim

Die Sonderzellen für politische Gefangene im Hochsicherheitstrakt Stammheim werden ein weiteres Mal schallisoliert / Maßnahme erinnert an Kontaktsperre von 1977  ■  Von Maria Kniesburges

Berlin (taz) - Der Hochsicherheitstrakt Stuttgart-Stammheim, bereits jetzt eine in Stahl und Beton gegossene Manifestation bundesdeutscher Sicherheitsperfidie, wird ein weiteres Mal nachgerüstet. Die Türen der Sonderzellen im siebten Stock der Stammheimer Vollzugsanstalt, in denen sechs politische Gefangene aus der RAF in strikter Einzelisolation inhaftiert sind, werden derzeit mit einer zusätzlichen Stahlverkleidung abgedichtet. Christian Klar, in Stammheim inhaftierter und zu lebenslanger Haft verurteilter Gefangener aus der RAF: „Auf die Türen werden innen ringsum Stahlleisten aufgeschweißt.“ Ergebnis der Baumaßnahme: Die Zellen werden noch stärker luft- und schallisoliert als es schon der Fall ist. Damit soll offenbar verhindert werden, daß auch nur die geringste akustische Verständigung der Gefangenen im Trakt möglich ist.

Der Leiter der Vollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim, Hermann, bestätigte der taz, daß derzeit „bauliche und technische Veränderungen an den Zellentüren im siebten Stock“ vorgenommen werden. Genaueres wollte er aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Auch der Sprecher des Justizministeriums Baden-Württemberg, Schairer, gab „aus Sicherheitsgründen“ keine Auskünfte über Sinn und Zweck der „baulichen Veränderungen“. Damit wird eine der Sonder -Haftbedingungen weiter verschlechtert, die von zahlreichen Organisationen bis hin zum UNO-Menschenrechtsausschuß als Isolationsfolter scharf kritisiert werden. Die sechs in Stammheim Inhaftierten gehören zu den 45 Gefangenen aus RAF und Widerstand, die ihre Zusammenlegung in große Gruppen fordern. Eine gesonderte Schallabdichtung der Isolationszellen hatte es bereits während der vollständigen Kontaktsperre gegen die politischen Gefangenen im Herbst 1977 gegeben.

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