: Mutig ist's allemal-betr.: "Grünes Finanzdebakel in NRW", taz vom 29.10.88
betr.: „Grünes Finanzdebakel in NRW“, taz vom 29.10.88
So ganz ernst gemeint war er denn dann doch nicht, euer flammender Apell für Transparenz bei den grünen Finanzen, den ihr nach 14 Tagen anläßlich des grünen „Wittgenstein -Finanzskandals“ tagtäglich in Artikel- und Kommentarform losgelassen habt. Letzte Woche war's so weit: ein grüner Landesverband (NRW) ließ die Hosen runter und veröffentlichte schonungslos und ungekürzt die langen und schmerzhaften Rechnungsprüfungsberichte einer Kommission und des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Treuarbeit. Und was macht die taz?
Treu und sensationsgeil, wie sie als Tageszeitung nun mal zu sein hat, berichtet sie über ein „grünes Finanzdebakel“ bei den Grünen NRW. Im Eifer des Gefechts sind euch dabei allerdings zwei wesentlich wichtigere Aspekte aus den Augen geraten.
Zum einen handelte es sich um das erste mal, daß eine Partei sich offen in die Kasse gucken läßt. Transparenz und Selbstkritik mit allen Folgen. Ob das Schule macht, wage ich zu bezweifeln - mutig ist's allemal.
Zum anderen handelte es sich bei den scheinbar ach, so leichtsinnig rausgeschleuderten Geldern zu einem großen Teil um politisch motivierte Kredite, zum Beispiel an Bauer Maas in Kalkar, um den Prozeß gegen den Schnellen Brüter weiter zu ermöglichen. Wer hier plump den finanzmoralischen Zeigefinger erhebt, will wohl, daß sich die Grünen bitteschön völlig auf die parlamentarische Scheindemokratieebene zurückziehen oder was?
Arnd Grewer, Bonn 1
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