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Wertewandel

■ Grüne nähern sich den Altparteien

Weil dem Staat 10.000 Mark an Steuern vorenthalten wurden, gab es bei den Grünen ein großes Geschrei. Nun wird die „Bewegung“ um den 70fachen Betrag geprellt, und der Vorwurf der Bereicherung wäre weitaus eher am Platze. Dennoch wird ein vergleichbarer Aufstand jetzt vermutlich ausbleiben.

Dies liegt nicht nur daran, daß im grünen Wertekatalog die Staatstreue mittlerweile höher gehängt wird als die Verpflichtung gegenüber denjenigen, die den Grünen ihre gepolsterten Parlamentssessel überhaupt erst verschafft haben. Längst hat sich die Partei (widerwillig) und die Öffentlichkeit (wohlwollend) daran gewöhnt, daß sich die Grünen MdBs immer weniger von ihren KollegInnen der Altparteien unterscheiden. Die Rotation ist weitgehend über Bord geworfen, das imperative Mandat gibt es im Konfliktfall nicht – wenn nun noch an den Diäten-Beschlüssen gesägt wird, ist dies nur ein konsequenter Entwicklungsschritt.

Bescheiden geworden, könnte man den grünen Volksvertretern ja gerne die luftige Höhe eines 7.0000er Gehalts zugestehen, wenn ihnen die materielle Freiheit auch eine geistige verschaffen würde: Als Dank für eine effektive Oppositionspolitik würde die Basis vielleicht die Hummer –Cocktails gleich frei Haus nach Bonn schicken. Doch weder das Kutschieren im Mercedes des parlamentarischen Geschäftsführers noch die Haushaltshilfen zur Entlastung der Frauenpolitikerinnen haben bisher zu Inspirationen verholfen, die diesen bescheidenen Hoffnungen Nahrung geben könnten.

Charlotte Wiedemann

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