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Putschversuch im Ferienparadies

■ 150 tamilische Söldner halten Malediven Insel in Schach / 20 Menschen bei Putschversuch ums Leben gekommen / Ministerpräsident untergetaucht / Militärische Hilfe von Neu Delhi angefordert

Colombo/Neu Delhi (afp/taz) - Auf den Malediven hat am gesterm eine Gruppe tamilisch-sprachiger Söldner einen Putschversuch unternommen. Nach Angaben von Bewohnern der Hauptstadt Male landeten sie in den frühen Morgenstunden an der Küste der gleichnamigen Insel und stürmten mit Handgranaten und Maschinengewehren bewaffnet den Präsidentenpalast. Mindestens 20 Menschen, darunter der Leibwächter von Sicherheitsminister Ibrahim Ilyas, sollen ums Leben gekommen sein.

Auch Stunden nach dem Putsch blieb die Lage in der moslemischen Inselrepublik verworren. Während dem Präsidenten und Regierungschef der Malediven, M.A. Gayoom, rechtzeitig die Flucht aus dem Präsidentenpalast gelungen sein soll, berichteten Bewohner der Hauptstadt, die Putschisten hätten die gesamte Insel Male - ausgenommen dem Hauptquartier der Sicherheitskräfte - unter Kontrolle. Der staatliche Sender „Stimme der Malediven“ habe seine Sendungen eingestellt, die Hauptstadt sei von der Stromversorgung abgeschnitten, und der internationale Flughafen auf der Insel Hulule sei für unbegrenzte Dauer geschlossen. Ein asiatischer Diplomat in Colombo erklärte, die Gefechte in Male dauerten an.

Der indischen Regierung ging unterdessen ein Gesuch der maledivischen Regierung um Hilfe bei der Niederschlagung des Staatsstreichs ein. Insgesamt will Indien 1.600 Fallschirmsoldaten und drei Kriegsschiffe auf die Malediven, die kein eigenes Militär unterhalten, entsenden. Die britische Regierung prüft unterdessen noch eine Militärhilfe für das Commonwealth-Land, gab das Außenministerium in London bekannt.

Die Entsendung indischer Truppen ist von Neu-Delhi bislang nicht offiziell bestätigt worden. Hinter dem Putschversuch soll ein Anhänger des ersten maledivischen Präsidenten, Ibrahim Nasir, stehen. Er habe in den letzten acht Monaten rund 150 tamilische Söldner in Colombo rekrutiert. Gayoom, der Nasir 1978 an der Spitze der südasiatischen Inselrepublik abgelöst hatte, ist erst im September zum dritten Mal durch ein Scheinreferendum im Amt bestätigt worden.

Die Malediven mit ihren 19 Atollen und 1196 Koralleninseln

-davon sind nur etwa 200 bewohnt - gelten wegen ihres warmen und beständigen Klimas als Ferienparadies im Indischen Ozean. Die Profite aus dem Tourismusgeschäft werden aber nur von zwei bis drei Familien abgeschöpft, zu denen auch der Gayoom-Clan gehört. Wie schon bei vergangenen Putschversuchen 1980 und 1983 werden wirtschaftliche Gründe als Motiv vermutet.

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