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Kettenbrief: Für den guten Zweck?

■ Kettenbrief-Mafia auf der Suche nach neuen Opfern / Geldeinlagen mit Spenden an Greepeace und amnesty gekoppelt / Organisationen besorgt um guten Ruf / Spenden bleiben aber auf ihren Konten

Eine neue Art von Kettenbrief kursiert zur Zeit in Hamburg und soll auch schon in Bremmen aufgetaucht sein. Die Verbindung mit Spenden an namhafte Organisationen wie Greenpeace, die Aidshilfe und amnesty international soll den InitiatorInnen den Einbruch in neue Opferkreise garantieren. Das bewährte Kettenbriefschema ist hier mit einer Spendenvariante ergänzt: Der erste auf einer Liste von neun „Mit

spielern“ bekommt einen bestimmten Betrag überwiesen. Der neue setzt sich auf den letzten Platz der Liste und hofft, irgendwann einmal auf die erste Stelle der Liste zu rücken, um dann seinerseit möglichst oft den bestimmten Betrag zu kassieren. Zusätzlich muß auch noch ein Betrag auf das Konto einer gemeinnützigen Organisation überwiesen werden, um im Rennen um die versprochenen 300.000 Mark zu

bleiben. Soviel nämlich wird den Mitspielern bei einem Einsatz von 30 Mark, 100 Briefen und einer Beteiligung von zehn Prozent versprochen.

Die Organisation „Por Futura“, der diese neue Art des Kettenbriefes zu verdanken ist, appelliert nicht nur an den Wunsch nach dem schnellen Geld. Sie vermittelt vielmehr auch den Eindruck, hier liege eine ideale Möglichkeit vor, Gutes zu tun, ohne

daß man dabei den eigenen Vorteil hintanstellen muß.

Wer allerdings das immer gleiche Kettenbrief-Schema durchschaut hat, läßt sich auch durch die gemeinnützige Spenden-Variante sicher nicht ködern. Denn auch hier verdienen die ersten auf der Liste, also die InitiatorInnen, und die letzten, die unten auf der Liste stehen, beißen die Hunde. Ganz offensichtlich aber verspricht sich „Pro Futura“ durch den Trick eine größere Zahl von Einsteigern, die sich durch den guten Ruf der Spenden-Empfänger beeindrucken lassen.

Aber gerade um ihren Ruf sind die gemeinnützigen Organisationen besorgt, wenn sie als Nutznießer derart dubioser Praktiken in Erscheinung treten. In dem „Pro Futura„-Brief erscheinen sie nämlich namentlich und mit Kontonummer. In einer gemeinsamen Presseerklärung haben amnesty, Greenpeace, BUND, die Aidshilfe und der Tierschutzbund sich von der Kettenbrief-Aktion distanziert. Sie protestieren darin gegen ihre Einbindung in „private Bereicherungsabsichten“.

Rechtliche Möglichkeiten gibt es für sie allerdings nicht. Denn: Nach einem letztinstanzlichen Urteil des Bundesgerichtshofs

sind Kettenbriefe legal. Die Organisationen können wegen der Nennung ihrer Namen auch aus einem weiteren Grund nicht klagen: Welche Personen sich hinter „Pro Futura“ verbergen, ist bisher nicht feststellbar.

Die dubiose Organisation wirbt zwar mit einem anspruchsvollen Programm. Sie ist nach eingenen Angaben in der ganzen Welt beheimatet: von New York über Rom und Moskau bis nach Darjeeling, wo der leckere Tee herkommt. Aber: Nirgendwo hat „Pro Futura“ wirklich eine Adresse.

Die Spenden, die den gemeinnützigen Organisatioen in Zusammenhang mit „Pro Futura“ zugehen, bleiben indes auf deren Konten. Sie überweisen die Beträge - in der Regel zehn Mark - nicht an die Kettenbrief-Opfer zurück, weil der Verwaltungsaufwand zu groß wäre und weil in den meisten Fällen auch nicht auszumachen ist, ob die Kleinspende in Zusammenhang mit dem Kettenbrief stand. Also müssen Greenpeace und die Aidshilfe mit dem zweifelhaften Geldsegen leben, bis auch der letzte begriffen hat, daß er von einem Ketenbrief nur dann profitieren kann, wenn er iohn selbst in Gang setzt.

Kai Fabig

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