Grüne und Gewerkschaften-betr.: Kommentar "Reform von oben", taz vom 31.10.88

betr.: Kommentar „Reform von oben“, taz vom 31.10.88

Als Überschrift hast du „Reform von oben“ gewählt und im Kommentar selber betont, daß damit im engen Zusammenhang mit der programmatischen Diskussion in der SPD versucht wird, grüne Politikfelder zu integrieren. Dieser Zustandsbeschreibung stimme ich zu. Solange keine Reform von unten behindert wird, freue ich mich auch über eine Reform von oben. Und das Aufgreifen grüner Politikfelder - und sei es nur in der Rhetorik - verbessert die Ausgangsbedingungen auf dem Weg zu einer ökologischen Politik.

Wobei ich dir aber nicht ganz folgen kann, ist die vorwurfsvolle Art, mit der du erwähnst, daß die „Grüne Partei (bis auf J.Fischer) wieder einmal abwesend war“. Das lag doch nicht am bösen Willen von Briefs, Hoss, Strattmann o.a., sondern ganz simpel daran, daß sie zu der geschlossenen Veranstaltung nicht eingeladen wurden. Aus ähnlichen Gründen hat zwar der Daimler-Chef E.Reuter, aber kein Vertreter der Plakat-Gruppe ein Referat halten können. Auch von einer Rede I.Kurz-Scherfs oder eines Vertreters von BUND oder 'Greenpeace‘ habe ich nichts lesen können.

Die Sensibilität der Grünen für gewerkschaftliche Politik ist sicherlich unzureichend und auch über die Tragweite der diskutierten Konzepte kann man streiten. Leider verzichten viele Gewerkschaften darauf, die Kraft der Argumente in einer Diskussion mit den Gremien zu prüfen. Wie bei der SPD setzt man darauf, den lästigen Faktor einer eigenen (Grünen) Partei neben der SPD zu beseitigen. Auch wenn es nur eine kleine Bemerkung in deinem Kommentar war - damit wird die Stimmung befördert, daß die Grünen es nicht besser verdienen, weil sie an einer Zukunftsdiskussion mit den Gewerkschaften nicht interessiert seien.

C.Geyer, Arbeitskreis Grüne und GewerkschafterInnen, München