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Große Dinge im Kleinen-betr.: "Jeder fünfte starb an Alkoholunfall", Kurzmeldung taz vom 3.11.88

betr.: „Jeder fünfte starb an Alkoholunfall“, Kurzmeldung, taz vom 3.11.88

Immer wieder bin ich verwundert (oder ist es normal?), wie wenig die Menschen, während sie lesen, das Kleingedruckte beachten. Auch die Leser der taz bemerken die Kleinanzeigen (-nachrichten) nur als Randerscheinungen, und reagieren, in der Form von Leserbriefen, nur auf die propagierten, fettgedruckten Schlagzeilen, obwohl uns die Erfahrung lehrt, daß im Kleinen oft mehr von den großen Dingen an uns vorüberziehen, beziehungsweise Aussagekraft besitzen.

Im Falle dieses „Kleingedruckten“ kann man ganz klar die Folgewirkung erkennen:

“... mindestens ein Beteiligter alkoholisiert.../... kamen dadurch 1.534 Menschen ums Leben.“, wird der Staatsanwalt wie folgt plädieren, wenn er Kfz.-Verkäufer, Alkoholverkäufer und beider Erzeuger anklagt: “... da sie schwere Schuld auf sich geladen haben, weil sie andere Menschen wegen ihres eigenen finanziellen Vorteils mit diesem teuflischen Stoff in Berührung bringen. Es handelt sich hier um gefährliche Täter, die dick ins Geschäft eingestiegen sind, und denen jeglicher Ansatzvon Reue fehlt. Zudem haben sie nichts als die Unwahrheit gesagt, und versuchten sich, mit völlig absurden Ausreden und Erklärungen aus der Affäre zu ziehen...“. Das Gericht wird, Grund der Uneinsicht zur Straftat und der fehlenden Kooperation, keine strafmildernden Umstände erkennen und der Forderung der Staatsanwaltschaft: “... fünf Jahre und zwei Monate“, folgen.

Jeder Junkie (Heroinabhängige), der nicht - im Gegensatz zum Gesellschaftssterben auf den Autostraßen, alleine auf einer Autobahntoilette - gestorben ist, wird in diesem Stil wegen 30 Gramm Drogen von den Rechtsgutschützern behandelt.

(...) Saufen und morden - legal und ohne Waffenschein - und die Hintermänner (große Bosse) bleiben, wie gehabt, immer im Dunkel.

Gerhard Hametner, Freiburg

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