: Enquete-Kommission gegen Blüm
■ Die in der Gesundheitsreform vorgesehenen Festbeträge für Arzneimittel als „nicht optimales Steuerungskonzept“ bezeichnet / Mehrheit der Kommission auch gegen Selbstbeteiligung
Bonn (ap) - Die Enquete-Kommission des Bundestags, die Vorschläge für eine Reform der Krankenversicherung erarbeiten sollte, lehnt in ihrem Zwischenbericht mehrheitlich die von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm als „Herzstück“ seiner Gesundheitsreform bezeichneten Festbeträge für Arzneimittel ab. Auch halte die Mehrheit eine Selbstbeteiligung der Versicherten nicht für ein geeignetes Steuerungsinstrument, berichtete der Vorsitzende der Kommission, der SPD-Abgeordnete Klaus Kirschner.
Der Zwischenbericht der Kommission aus Abgeordneten aller Parteien wurde gegen den Willen der Koalitionsvertreter vorgelegt, die ihn noch weiter überarbeiten wollten. Die Vorschläge weichen zum Teil erheblich vom Inhalt des Gesetzentwurfs zur Gesundheitsreform ab.
So werden zentral festgesetzte Arzneimittelfestbeträge von der Mehrheit „nicht als optimales Steuerungskonzept“ angesehen. Davon sei lediglich eine kurz- und mittelfristige Entlastung zu erwarten, und die Festlegung werde äußerst kompliziert. Auch sähen die Wissenschaftler und die Vertreter von SPD und Grünen übereinstimmend in der Selbstbeteiligung „keine sinnvolle Steuerung“, erklärte Kirschner. Dagegen schlägt die Kommission unterschiedliche Konzepte für Positivlisten von Arzneimitteln vor und plädiert für eine bessere Arzneimittelinformation für Ärzte und Patienten.
Schwerpunkt des Zwischenberichts ist die Vorbeugung. Das Krankheitspanorama in der Bundesrepublik werde von chronischen Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Rheuma geprägt, ohne daß daraus Konsequenzen gezogen würden, bemängelte Kirschner. Auch gebe es immer noch eine „soziale Ungleichheit vor Alter und Tod“. Die Kommission befürwortet eine umfassende Berichterstattung, die Erkenntnisse über Ursachen und Risiken bringen und als „Frühwarnsystem“ dienen soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen