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Programmreform mit Rotstift

■ RB-Intendant Klostermeier stellt Haushalt 1989 vor: Alle sollen sparen, nur Radio Bremen Vier bekommt mehr / Trotzdem 13 Mio Defizit / Redakteure sollen Sparvorschläge machen

Wenn die Intendanten der Rundfunkanstalten miteinander um die Verteilung der Einnahmen aus den Rundfunkgebühren streiten, erinnert sich der Bremer Kollege Karl-Heinz Klostermeier an seine Kindheit. „Wie bei einer Balgerei auf dem Hinterhof“ gehe es dort zu, erzählte er am Mittwoch nachmittag, als er Journalisten über die Konsequenzen aus den Balgereien für den Bremer Sender berichtete.

Seit sich der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth gegenüber den anderen Länderregierungschefs mit der Forderung durchsetzte, die Rundfunkgebühren erst zum 1.1.1990 zu erhöhen, ist klar, daß der Bremer Sender auch im nächsten Jahr rote Zahlen schreiben wird. 13 Millionen Mark, so hat es Klostermeier errechnen lassen. Der größte Teil davon soll aus dem Eigenkapital des Senders aufgefangen werden, das dann Ende 1992 nur noch 10 Millionen betragen wird, 17 Mio weniger

als Ende 1987.

Auch die Etats von Hörfunk und Fernsehen sollen gestutzt werden. Die Einsparung von 780.000 Mark beim Hörfunk werden jedoch laut Klostermeier an eine Programmstrukturreform gekoppelt. Die bisherigen Planungen der Hörfunk -Programmchefin Carola Sommerey, insbesondere im Bereich Bildung und beim politischen Wort zu sparen, qualifizierte Klostermeier als „Vorüberlegungen“. „Wenn sie etwas ändern will, soll sie im Direktorium einen Antrag stellen.“ Über die finanziellen Vorgaben des Haushaltsplanes kommen die Sommerey-Vorgaben allerdings wieder auf die Redaktionen zu. Danach erhält vor allem die Abteilung Ernste Musik, das Feature und das Bildungsprogramm Abzüge. Wie die Sparquote zu erfüllen ist, sollen jetzt die Redakteure erklären.

Alle sparen, nur einer darf mehr Geld ausgeben. Hauptabteilungsleiter Wolfgang Hagen be

kommt für sein 4. Programm 260.000 Mark zusätzlich, um künftig auch schon morgens zwischen 6.00 und 9.00 Uhr zielgruppen-spezifisch zu funken. Um der Kritik an der Einstellung von RIZZ die Spitze zu nehmen, soll ein jugendpolitischer Kommentar eingeführt werden. Klostermeier hofft, die Mehrkosten durch mehr Werbung für das 4. Programm aufzufangen.

Das Fernsehen soll mit 1,6 Millionen Mark an der Sparrunde beteiligt werden. So soll im kommenden Jahr im Widerspruch zu den Vorgaben der ARD lediglich ein Fernsehspiel produziert werden. Doch trotz aller Streichungen: Was 1990 wird, weiß der Intendant nicht. Klostermeier: „Das wissen nur die Götter.“ Demnächst muß der Rundfunkausschuß den Finanzrahmen für 1989 billigen. Klostermeier: „Der kann alles beschließen, aber dann soll er auch beschließen: Das Direktorium ist nicht verantwortlich.“

hbk

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