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Reinecke Fuchs in Stadt und Land

■ Karl Decrupp (33), Biologiestudent, beobachtet seit drei Jahren die Stadtfüchse

taz: Gibt es tatsächlich Füchse in der Stadt?

Karl Decrupp: Es gibt wesentlich mehr als erwartet, eine genaue Zahl kann ich aber nicht nennen, würde aber schätzen, daß von etwa 200 Füchsen in Berlin ein Drittel in der Stadt lebt. Im Bereich Neukölln kenne ich allein acht Bauanlagen, wo regelmäßig Jungfüchse aufgezogen werden.

Wo sind diese Fuchsbauten?

Es ist nicht so wie aus London bekannt, die Füchse in den Hinterhöfen. Berlin zeichnet sich dadurch aus, daß es drei relativ große Gebiete hat, die kaum betreten werden: Die alten S-Bahnanlagen, die Weißdorn- und Brombeerböschungen am Teltwokanal und die Anlagen der Alliierten mit verbotenem Zutritt wie Flughafenbereiche und Wendeanlagen. Auch auf dem Lennedreieck hat vor der Besetzung eine Fuchsfehe mit ihren Jungen gelebt. Von dort dringen sie abends und nachts in die Parkanlagen, Friedhöfe und Kleingärten vor.

Warum kommen die Füchse in die Stadt?

Zum einen sind sie sehr neugierig und interessierte Tiere, die alles erforschen und auskundschaften und von daher auch gelernt haben, daß in der Stadt keine Verfolgung zu befürchten ist. Es ist selten, daß sie in den Parkanlagen vor den Menschen flüchten. Sie drücken sich mehr ins Gras und warten, bis die Menschen weitergegangen sind.

Wovon ernähren sich Stadtfüchse?

Sie ernähren sich von Kleintieren wie Mäusen, Kaninchen in den Friedhofsanlagen, Käfern, Regenwürmern, Schnecken...

Und Ratten?

Auch Ratten, wenn sie zu bekommen sind. Hinzu kommen auch Bodenbrüter, Enten in den Parks.

Warum bist du Fan der Stadtfüchse?

Ich finde es einfach gut, daß es sie gibt: Nature fights back. Füchse haben wie alle anderen Raubtiere jahrhundertelang den Haß der Menschen auf sich gezogen. Das hat der Fuchs nicht nur in dem Sinne überstanden, daß es ihn zahlenmäßig nie so häufig gegeben hat wie heute, sondern er hat es auch geschafft, in bestimmten Bereichen seine Vorteile daraus zu ziehen. Es ist toll, sie zu beobachten, sie sind sehr elegante und ästhetische Tiere.

Interview: plu

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