Hotel oder nicht Hotel

■ Hotelprojekt der Franke-Gruppe auf dem Gelände des Schöneberger Prälaten entzweit Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsverwaltung / Bezirk beharrt auf Grünverbindung

Die Pläne des Bauspekulanten Kurt Franke, auf dem Gelände des Ende Juni geschlossenen Schöneberger „Prälaten“ an der Hauptstraße einen siebengeschossigen Hotelbau zu errichten, stoßen offenbar bei Stadtentwicklungssenator Starnick und der Senatswirtschaftsverwaltung auf unterschiedliche Ansichten.

Starnick teilte mit, daß die geplante Baumasse für ihn nicht akzeptabel sei. „Die muß reduziert werden, weil das die Bauleitplanung nicht hergibt“, sagte der Senator. Stadt und Landschaftsplanerische Gutachter aus seinem Hause fordern für das Grundstück an der Hauptstraße, angepaßt an die historische Bauweise der benachbarten alten Villen eine „offene“ Bebauung. Alternativ wird gar der Abriß der bestehenden drei Festsäle zugunsten einer Parkanlage vorgeschlagen.

Gegebenenfalls müßten für das Franke-Projekt eben Baubefreiungen zwischen dem Stadtentwicklungssenator und dem Schöneberger Bezirk „ausgekaspert werden“, meinte demgegenüber der Leiter des Referats Fremdenverkehr in der Wirtschaftsverwaltung, Fricke. In dem fraglichen Bereich der gehobenen Mittelklasse könne das Hotel durchaus „seinen Markt finden“, zumal die Lage in Schöneberg für Berlinbesucher sicherlich „auch nicht uninteressant“ sein werde.

Der Senat gehe davon aus, daß die Pläne zur Errichtung des „Großhotels“ realisiert würden, verlautbarte so auch Wirtschaftssenator Pieroth. Entsprechend frohlockte gestern die „Schöneberger Bürgergarten AG“ Frankes in einer Erklärung: „Bei günstigem Verlauf der Vorbereitungen“ rechne man schon im kommenden Sommer mit einem Beginn des Hotelbaus.

Skeptischer äußerte sich Bezirksbürgermeister Jakesch (CDU), der im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens zusammen mit Baustadtrat Saager (SPD) eine Ausstellung mit den verschiedenen Planungsalternativen im „Prälaten“ eröffnete.

Über die Intensität der baulichen Nutzung an der Stelle sei in Zusammenhang mit einer vom Bezirk geforderten Grünverbindung über das Gelände zum Ausgleich des immensen Grünflächendefizits in Schöneberg noch zu reden, so Jakesch. „Vorne Kudamm und hinten Ostsee oder umgekehrt, das wird nicht gehen“, beschrieb der Bezirksbürgermeister frei nach Kurt Tucholsky die sich einander ausschließenden Konzepte des Bezirks und der Franke-Gruppe. Während eine sozialdemokratische Stadtteilzeitung bereits gegen „noch mehr Beton“ wetterte, hielt sich Saager zurück. Er betonte jedoch, daß er eine geschlossene massive Bebauung zur Hauptstraße hin ablehne.

thok