KOMMENTAR: Verschlafen
■ In der „Stunde der Opposition“ fiel Grünen nichts ein
Wochenlang haben die Grünen den Rücktritt von Innensenator Meyer gefordert. Als Meyer tatsächlich zurücktrat, traf er die Grünen unvorbereitet. Sie hatten offensichtlich weder mit dem Ausmaß der Krise gerechnet noch eine Minute lang überlegt, was – über den symbolischen Erfolg hinaus – mit dem plötzlichen Krachen im bislang schnurrenden Machtapparat anzufangen sei. Stattdessen murmelten sie etwas von „höchster Zeit“, „viel zu spät“ und „wenig überzeugend“. Ehrlicherweise wurde eine Pressekonferenz zur SPD-Krise abgesagt.
Auch wenn es die Grünen ehrt, daß ihnen hämische Schadenfreude allein zu schal gewesen sein mag – die Chance, eigene Sachkonzepte in die erste allgemeine sozialdemokratische Verunsicherung hineinzupusten, verpaßten sie. Sie überließen GenossInnen und Krise wedemeierschen ad –hoc-Lösungen. Mit dem jetzt geplanten Hearing könnte der überfällige Dialog noch nachgeholt werden.
Klaus Schloesser
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