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U-Bahn-Schmiertöpfe neu gefüllt

■ BVG ersetzte mineralölhaltige U-Bahn-Schmiermittel durch biologisch abbaubare Stoffe / Umrüstung ausschließlich als „vorbeugende Umweltschutzmaßnahme“ gewertet / Schotter und chemisches „Phänomen“ sollen bislang Bodenverschmutzung verhindert haben

Ganz im Stillen hat die BVG jetzt eine mögliche Quelle von Bodenverschmutzungen im innerstädtischen Bahnverkehr beseitigt. Im Sinne des vorbeugenden Umweltschutzes ersetzte sie die zum Schmieren der Schienenflanken im U-Bahnnetz bisher verwendeten Mineralöle in diesem Jahr vollständig durch biologisch abbaubare, umweltfreundliche Stoffe.

Dabei geht es um alles andere als kleine Mengen. Um den Verschleiß an den Radspurkränzen und den Schienen zu mindern, aber auch um für die Fahrgäste äußerst störende Heul- und Pfeifgeräusche zu unterdrücken, werden auf den U -Bahngleisen vor allem vor Kurven jährlich immerhin zusammengerechnet rund fünf Tonnen Schmiermittel verbraucht. Hierfür haben die U-Bahnwagen an ihrer Unterseite sogenannte Schmiertöpfe, die ihren Inhalt in Abhängigkeit von der gefahrenen Geschwindigkeit, den Achsenlasten, der Enge der jeweiligen Kurvenbögen und auch der momentanen Luftfeuchtigkeit über hydraulisch gesteuerte Ventildüsen automatisch dosiert versprühen. Auf der kurvenreichen Linie 1 (Ruhleben - Schlesisches Tor) geschieht dies beispielsweise bis zu sechs Mal am Tag.

Doch wer gut schmiert, der nicht nur gut fährt, sondern der unter Umständen auch die Umwelt verschmutzt. So kann es vorkommen, daß von den komplizierten Schmiervorrichtungen unter den U-Bahnzügen „ab und zu auch mal ein Tropfen“ der Gleitflüssigkeit auf das dann in allen Regenbogenfarben glänzende Schotterbett der Gleise herunterfällt, wie der für die Schmierstoffumrüstung verantwortliche Leiter der BVGForschungsabteilung, Dr.Horst Hübner, vorsichtig einräumt.

Gleichwohl sei man bis heute im Bereich der U-Bahn -Gleisunterbauten aufgrund eines zunächst rätselhaft erschienenen chemischen „Phänomens“ noch nicht auf Bodenverschmutzungen gestoßen, weshalb die Umrüstung ausschließlich als „vorbeugende Umweltschutzmaßnahme“ zu gelten habe. Das „Phänomen“ laut Hübner: Schon unterhalb der obersten Gesteinsschicht sind im Schotterbett der Bahn Altölrückstände nicht mehr nachzuweisen, weil diese durch die Filterwirkung des Schotters von der Ursprungsstelle „wegwandern“ und sich schließlich unter dem Einfluß angreifender Bakterien langsam zersetzen.

Auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen will die BVG es in punkto Schmierung der U-Bahnzüge nicht beim Ersatz der Schmierstoffe allein bewenden lassen. Die BVG ist auch dabei, das technische Verfahren der Schmierung selbst zu verbessern. Dr. Hübner: „Wir erhoffen uns davon eine Absenkung des Verbrauchs und eine bessere Verteilung der Schmierstoffe.“

Sparen ist aber auch aus einem weiteren Grund angesagt: Im Vergleich zu den bisher verwendeten, auf Mineralöl basierenden Stoffen sind die nun eingeführten biologisch abbaubaren U-Bahn-Schmiermittel ungefähr doppelt so teuer.

Thomas Knauf

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