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In drei Wochen an die Macht

Der neue rheinland-pfälzische CDU-Chef Wilhelm ohne Programm, aber mit Marschroute  ■  P O R T R A I T

Frankfurt (taz) - Im Gegensatz zu dem am Freitag abgewählten Landesvorsitzenden der rheinland-pfälzischen CDU, Bernhard Vogel, gilt der 48jährige neue Parteivorsitzende Hans-Otto Wilhelm als „gnadenloser Machtpolitiker und Draufschläger“, der in jahrelanger Arbeit eine Jüngerschaft um sich geschart habe, die ihm „bedingungslos ergeben“ sei. So jedenfalls äußerten sich am Wochenende die verbliebenen Vogel-Fans in den Reihen der rheinland-pfälzischen CDU. Auch der Oppositionsführer im reinland-pfälzischen Landtag, Scharping (SPD), diagnostizierte einen „Machtkampf von Cliquen“ bei der Union, der jetzt in einem „innerparteilichen Coup“ zugunsten der jüngeren Clique um Wilhelm entschieden worden sei.

Der katholische Wilhelm (verheiratet und zwei Kinder) wurde 1940 in Mainz geboren, war in der Jungen Union aktiv und kam 1971 - als Nachrücker für Hanna-Renate Laurien - in den rheinland-pfälzischen Landtag. Schon mit seiner ersten Rede zum Gesundheitswesen des Landes brüskierte Wilhelm die damalige Landesregierung und provozierte den Beifall der Opposition. Mit dem 1974 zum Ministerpräsidenten gewählten Bernhard Vogel stand Wilhelm von Beginn an auf Kriegsfuß. Zweimal gab er dem ihm rhetorisch unterlegenen Vogel einen Korb: 1981 wollte Wilhelm unter Vogel nicht Staatssekretär werden. Und 1985 nahm er den angeboteten Ministerposten nicht an. Erst als Klaus Töpfer 1987 Bundesumweltminister wurde, trat Wilhelm - der sich als Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag scharf profiliert hatte - in das Kabinett Vogel ein. Das war nach der verlorenen Landtagswahl, bei der die Union 6,7 Prozent der Stimmen abgeben mußte, die Grünen erstmals in den Landtag einzogen und ein angeschlagener Vogel laut um Hilfe rief. In einem für die Geschichte der Union beispiellosen Triumph hat Wilhelm jetzt - obgleich er nur drei Wochen vor dem Parteitag seine Kandidatur angemeldet hatte - den Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten gestürzt. Ein neues Programm für die rheinland-pfälzische CDU hatte Wilhelm am Wochenende nicht anzubieten, dafür aber eine Marschroute: die Mobilisierung der Frauen und der jungen Leute und die „Ausschöpfung des intellektuellen Potentials“ für die Union.

kpk

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